„Zeugnis ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)
Er ist vorbei. Der 14. Todestag. Vom Lebensmenschen. Und von uns.
Jetzt ist der Lebensmensch schon ein paar Tage länger tot, als wir beieinander waren.
Ich hoffte, diesen Tag nie erleben zu müssen.
Einst hoffte ich, mit ihm zusammen sterben zu können.
Dann hoffte ich, nicht älter zu werden als er.
Danach habe ich irgendwann alle Hoffnung verloren.
Das ist gut so in Zeiten wie diesen.
Ich bin froh, keine Hoffnung mehr zu haben. So bleibt mir ein Dasein ohne Haut oder – je nachdem, wie ich mich in meinem Sein und seiner Geschichte drehe und wende – eins mit ganz dickem Eisbärenfell.
Jedenfalls ist es gut, keine Hoffnung mehr zu haben, denn Hoffnung ist Erwartung in eine Zukunft hinein, und ich bin lieber offen für alles, durchlässig für viele der nunmehr normal gewordenen Zumutungen (die zu Lebzeiten des Lebensmenschen noch unvorstellbar waren), und in mir, wenn es unerträglich wird.
Er ist nun länger tot, als wir zusammen waren.
(Ich bin mittlerweile in mir, wenn es unerträglich ist. In mir habe ich mir die Fragen verboten. Ich liege still da. Und von außen trommeln meine Fäuste auf meinen Schädel ein. Aber nunmehr trommeln die nur noch als ferne Vorstellung darauf ein, als haspelnd-hakender Zelluloid-Film-Schnipsel in Sepiagelb, denn Ichbinmittlerweileinmir.)