Krähenpost 7: Wiederholungen

01 Krähenpicken klein re

Es wiederholt sich. „Wir“ haben uns nun im Corona-Alltag eingerichtet.
Es wiederholt sich, Tag für Tag.
Abstandsdistanz-Tänzchen, Maske ruff/Maske runter beim und nach dem Einkauf oder der U-Bahnfahrt, dezente Umgehung der Kontaktbeschränkungen zwischen Ommas, Oppas und Enkels, das Glotzen der Blockwarte und -wärterinnen, und auch sonst all „unser“ alltäglich gewordener Corona-Wahnsinn: wiederholt sich
– wie alles sich wiederholt in der Geschichte der Gattung.

Es wiederholt sich nun seit Mitte März. – Mit allem, was tagtäglich völlig neu verkündet, verhängt und auch wieder verabschiedet wird.
Denn auch das wiederholt sich ja tagtäglich: Diese Inszenierung eines simplen „wissenschaftlichen“ Momenterlebens als breaking news mit weitreichender politischer und lebensweltlicher Wirkung.
– Von deren wissenschaftlicher Begründung freilich drei Stunden oder drei Tage oder drei Wochen später keiner mehr etwas gewusst haben will.

Es wiederholt sich nun seit Mitte März.

Und das teutsche Volk hat sich nunmehr eingerichtet, es folgt. (Auch das eine Wiederholung.) Es folgt auf Insta, Twitt et al.
„Wir“ wiederholen – sie befolgend – nun tagtäglich die „Corona-Regeln“.

Und „wir“ dürfen „uns“ damit wieder einbilden, ewig zu leben, unsterblich zu sein.
{Und nochmals: Darum geht es. Das ist das Wesentliche. Immer wieder und wieder und wieder in der Geschichte der Gattung und in der Geschichte des einzelnen Gattungsexemplars: Unsterblichkeit. – So entsetzlich die auch ist.}

Und damit, also indem „wir“ die „Corona-Regeln“ befolgen, dürfen „wir“ denen, die dennoch sterben, wieder sagen, dass es ihre SCHULD ist, dass sie sterben.
Und damit, also indem „wir“ die „Corona-Regeln“ befolgen, dürfen wir sie, die dennoch sterben, fragen, was sie „uns“ mit ihrem Tod da nun eigentlich ZUMUTEN.

Denn auch das ist nur eine Wiederholung, auch das tun „wir“ schon jahrhundertelang:
– den Sterbenden ihr Sterben vorwerfen,
– sie zu den Schuldigen daran erklären,
– ihnen vorhalten, was sie „uns“ damit aufbürden.
– und sie auf Biegen und Brechen am Sterben hindern (zum Beispiel, indem wir sie aktuell zwangsbeatmen).

Das sind leerdrehende Automatismen. Wiederholungen, die nichts herbeiholen, keinen Sinn und schon gar keine Humanität.

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Vielleicht hat sich hier jemand geärgert über meine vielen Gänsefüßchen bei den Personal- und Possessivpronomina in der 1. Pers. Pl.
– Is mir egal.
Ich gehöre nicht mehr zu „uns“, den Menschen.
Ich habe einen Menschenkörper. Das ist alles, was ich mit den Menschen noch teile.
Ich lebe an einem anderen Ort als die meisten Menschen. Ich denke anders als fast alle Menschen. Und selbst mein Menschenkörper ist eisbärfellbewachsen und empfindet anders als Menschenhaut.


Ich denke daran: 00 Nö sehr klein . Ich darf das. Ich muss nicht mehr.

Hier ist Platz für Ihren Kommentar. (Ich werde ihn lesen.)