schreibt eine, die unter anderem über Boccaccios „Decamerone“ promoviert wurde, sich damit (neben anderem) also etwa fünf Jahre lang beschäftigt hat. Und dass sie das schreibt, ist nun wirklich doof – von ihr, mir!
Das Coronavirus hat jetzt auch mich erreicht: Zwar gab es heute wieder Clopapier, dafür aber haben nun die Opern- und Konzerthäuser hier dichtgemacht, so dass – bis auf Weiteres – zwei meiner gebuchten Konzerte ausfallen, jeweils Premieren für mich: „Aida“ und „Der fliegende Holländer“. (Was mit dem Rest meines Abos und den anderen Tickets werden wird, muss sich noch finden. Aber das ist ja letztlich immer so. Nur merken wir es jetzt endlich einmal alle, nicht nur die an ‚potentiell‘ tödlichen Krankheiten Erkrankten.)
Und da mir die Musik so wichtig geworden ist, weil sie so viel Leben im Witwesk hörbar werden lässt, finde ich das wirklich richtig gründlich doof.
Weiß aber natürlich als Boccaccio-Leserin und Krebssterben-Innewohnende, dass Konzert-Absagen ein Klacks (aber ein epidemologisch hoffentlich vernünftiger) sind.
Und ertappte mich bei dem Gedanken, ob die Quarantäne, in die unser aller ‚öffentliches Leben‘ nun womöglich gerät, nicht vielleicht auch eine Chance für den Roman # 4 sein könnte. – Kranker Gedanke. Kluger Gedanke.
Und spinne diese Quarantäne weiter: Womöglich wäre ein gänzliches Einstellen unseres ‚öffentlichen Lebens‘ für zwei Wochen, also inklusive unseres Arbeitslebens [und da wird’s dann schwierig, denn es wäre wohl zwischen {über}lebensnotwendigen Arbeiten und solchen, die das nicht sind, zu differenzieren – die Frage wäre nur: für wen {über}lebensnotwendig …] – womöglich also wäre eine solche totale Pause
heilsam.
(Nein, kein Stoff für Roman #5.)
Froh stimmt mich:
– Meine Angst vor dem Sterben und dem Todsein bleibt sich treu und ist unverändert und unverändert sacht vorhanden.
– Meine Haare sind von jenem zauberhaften türkischen Herrenfriseur wieder ganz wundervoll geschnitten worden.
– Ich habe jetzt eine Packung Clopapier auf Halde und werde bis zum Juni meine Toilette benutzen können, sofern mich kein Durchfall und/oder notleidene Freunde/Nachbarn ereilen.
– Die Vormittagsvertretung ist nun auch abgeschlossen, und das Verabschieden heute (nach nur vier Unterrichtstagen) war seitens der Kurs-TeilnehmerInnen so herzlich und leuchtend, dass ich wirklich fröhlich wurde (und wieder einmal daran denken musste, dass mich eine Studentin einst in Leben #1 „einen hochschuldidaktischen Tausendsassa“ nannte).
– Und: Das neue Opern-Abo für die Saison 20/21 ist bestellt! Samt zwei Zusatzkarten für den neuen Ring. Wie ‚immer‘ (also nun zum dritten Male) unterm Dach und wie immer voller Neugier – und: voller Vorfreude; gerade jetzt.
~ ~ ~
Und in allem Froh gilt unverändert (deshalb auch doch das nochmalige Bildrecycling*):
Der Lebensmensch fehlt mir. Gerade jetzt.
{Könnten wir uns nach unserer Erfahrung, einem Krebssterben innezuwohnen, jetzt in ‚diesen Zeiten‘ über ‚diese Zeiten‘, die Menschheit darin und auch über unsere jeweilige Angst vor Sterben und Tod unterhalten, wäre es für uns beide eine Bereicherung; nicht heilsam, vielleicht noch nicht einmal hilfreich, aber bereichernd.
Und tröstlich. So mit Armen und Wangen und Schultern und Brust und Herzschlag und so.}
Er fehlt mir.
֍ lipschitz ₰
* Memo at me: Vielleicht ist’s mit Bildern wie mit Texten. Wenn ein Mensch einmal für sich ein Bild oder einen Text gefunden hat, um es zu sagen, das, was da ist oder eben gerade nicht ist, dann ist dieses Bild oder dieser Text von Belang und von Bestand (für diesen Menschen). Und muss nicht immer wieder neu erfunden werden, vielleicht.
(Aber das soll keine Bewilligung von Faulsein sein!)