„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)
Tom Hake war so freundlich, mich in einem Kommentar zu meinem letzten Eintrag hier vom 24.11.21 auf einen weiteren Kronzeugen für die dort dokumentierte Medienkampagne aufmerksam zu machen: Auf den „Volksverpetzer“ (einen durch Steuer- und Spendengelder finanzierten Blog), auf dem der Blog-Gründer Thomas Laschyk am 21.11.2021 einen Beitrag hinterlassen hat: https://www.volksverpetzer.de/schwer-verpetzt/impfgegner-blocken/ (zuletzt abgerufen am 26.11.2021).
Thomas Laschyk hat von 2011 bis 2014 in Augsburg ein Bachelorstudium im Fach „Vergleichende Literaturwissenschaft“ absolviert. Über einen BA-Abschluss ist mir nichts bekannt geworden, was nicht heißt, dass er keinen gemacht hat.
Jener Thomas Laschyk schreibt in diesem „Volksverpetzer“-Blogbeitrag über Menschen, die so denken wie ich, also letztlich über mich, die ich nach meinem Studium 15 Jahre lang in der Wissenschaft tätig war, in dieser Zeit von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert, mit dem zweiten und letzten „Summa“ meines Doktorvaters promoviert, am Ende zu Tagungen eingeladen wurde, statt mich mühsam um einen Vortrag dort bewerben zu müssen, und heute eine der Freien Linken Berlins bin:
Wir seien „Wissenschaftsfeinde“, hätten die „AfD […] gewählt“, seien „eine extremistische, faktenfeindliche Melange“, ja: „Faschist:innen“.
Er kommt – metaphorisch und semantisch arg strauchelnd, aber das nur am Rande – zu dem Schluss: „Diese faschistische Bagage, dieser unkontrollierte Sumpf aus Hass und Lügen auf Telegram und Facebook, der seit Jahren brodelt und sich in AfD und ‚Querdenken‘ entlädt, ist die größte Gefahr für Demokratie und Wahrheit, die unsere Gesellschaft gerade hat. Wir warnen ja nicht zum Spaß hauptberuflich seit Jahren davor. Und das sind in großen Teilen jene Ungeimpften. Die, die unsere Gesellschaft seit Jahren spalten.“ (Kursivierung C.L.)
Und er fordert bereits in der Überschrift (also in Majuskeln, auf die ich hier aber verzichten möchte, weil sie im Internet ein „Brüllen“ symbolisieren): „Grenzt Impfgegner aus“. (Warum er da nicht gendert, weiß ich nicht.)
Dabei sind wir, der Herr Laschyk und ich, uns in ein paar zentralen Punkten völlig einig.
Er schreibt zum Beispiel:
„Ich bin sehr liberal, ich bin immer für das Argument, bevor man aufgibt. Darum machen wir ja Faktenchecks, weil zuerst trotzdem immer die Fakten kommen müssen. Ich mag in letzter Zeit nicht mehr oft dafür plädieren, aber das ist die Konsequenz, denn irgendwann kommt man sich blöd vor, immer nur das Gleiche zu sagen und gegen eine Wand zu reden. Man muss wahnsinnig sein, jahrelang zu versuchen, Leuten sachlich und ruhig mit Fakten zu begegnen, die einen täglich anschreien, beleidigen, mit dem Tod bedrohen und Lügen über einen verbreiten oder einen vor Gericht zerren. Mobber muss man ignorieren. Besonders wenn es Mobber sind, die zynisch oder verblendet ein Geschäftsmodell daraus gemacht haben.“ (Kursivierung C.L.)
Das unterschreibe ich vollkommen (wenngleich ich statt von „liberal“ eher von „tolerant“ sprechen würde), denn genau dies erlebe ich nun seit bald zwei Jahren ebenfalls, und genau über solche Menschen schreibe ich hier im Witwesk ja nun seit über einem Jahr auch.
Nur dass ich im Gegensatz zum Herrn Laschyk, der das ja „hauptberuflich“ betreibt, daraus kein „Geschäftsmodell […] gemacht“ habe.
Und wenn er schreibt: „Wer resigniert feststellt, dass diese Menschen einen mit dem Tod bedrohen, wenn man versucht, mit ihnen zu reden, und daraus schlussfolgert, dass ein Dialog und Entgegenkommen sinnlos ist, der spaltet nicht die Gesellschaft. Der stellt fest, dass die Gesellschaft bereits gespalten ist. Und kommt mir nicht mit diesem ‚beide-Seiten‘-Bullshit. Die Kämpfer:innen für die Wahrheit und Wissenschaft haben jahrelang immer die Hand gereicht. Immer auf die Fakten gepocht, nach Wegen gesucht, wie man den Dialog erfolgreich führen kann, von wenigen Ausnahmen abgesehen“ (Kursivierung C.L.), so kann ich auch dies fast komplett bestätigen, denn es entspricht in weiten Teilen meinen Erfahrungen.
Nur würde ich nie von „bullshit“ sprechen. Nicht, weil ich für diese Vokabel zu alt bin (was schlicht den Tatsachen entspricht) und sie in meinem Wortschatz (der ja nicht umsonst „Schatz“ heißt) keinen Platz finden wird, sondern weil ich die Wahrnehmung „beider Seiten“ (und meist gibt es davon ja noch ein paar mehr als nur zwei) niemals zu einem sinnlosen Unterfangen erklären und mit Schimpfwörtern belegen würde – ist doch genau dieser Versuch, den Anderen, den außerhalb von mir selbst und meinen Grenzen des Denkens, wahrzunehmen, für mein Verständnis die heiligste Menschheitsaufgabe, die sich jedem einzelnen Exemplar der Gattung täglich neu stellt.