Geschirr und Bettbezüge, Kleider und Konzerte – große Freuden, kleine Fluchten. Hübsch.
Unzureichend.
Das merke ich im Witwesk immer irgendwann, zum Beispiel, wenn ich im Funktionsmodus bin (wie jetzt: eine Woche Dauer-DaZeln inklusive Vormittagsvertretungen, die mir eine Nachtruhe von ca. 5 Stunden einbringen).
Das klimpert alles so dahin. Große Freuden, kleine Fluchten. Hübsch.
Unzureichend.
Im Kern ist das Fehlen. Doch dieser Satz ist eine Lüge. Es gibt für das, was nicht da ist, auch kein Wort.
Im Kern fehlt etwas. Vielleicht aber fehlt auch gar nichts im Kern, sondern schlicht der Kern.
Alles ist „weggebrochen“. Liebe, Beruf, Kontakt (der nur beinahe ganz), Leben (nochmals: Ich müsste tot sein, niemand konnte damals erklären, warum ich das nicht war; und mehr noch: Wäre der Bruder lebend geboren worden, hätte ich nie sein müssen).
Aber wovon eigentlich weggebrochen?
Es fühlt sich so an, als FEHLT etwas. Aber vielleicht ist es NICHT DA (und auch nirgends sonst), nie.
– Kann dann das Gefühl „Fehlen&Vermissen“ vorhanden sein? Weiß irgendjemand, wie sich das Gefühl „Fehlen&Vermissen“ anfühlt? Wenn ja, kann er es sagen? Wenn ja, kann es sein, dass es dabei immer nur um Hunger, Durst und Frieren geht und dass sonst nichts fehlen kann, weil nie mehr da war und da ist?
Kann es sein, dass alles Andere (Geschirr, Bettbezüge, Kleider, Konzerte, Liebe, Beruf, Kontakt und was dergleichen noch mehr sein mag) sich um Nichts herum gruppiert, sich Nichts anlagert? (Und wenn das so wäre, dann würde es nie zu einer Anhaftung kommen, dann würde alles Andere immer ins Leere fallen, sowohl nach „innen“ als auch nach „außen“.)
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Bis heute habe ich „Jenseits des Lustprinzips“ nicht zu Ende gelesen. Aber immer war ein bläulicher Schatten: im letzten Drittel des Moments, am Ende der Seite und des Weges, über jedem Anfang.
Seit zehn Jahren mindestens hat der Schatten eine geometrisch geordnete Struktur, denn es handelt sich nicht um Stimmungswolken oder Gefühlswogen.
Seit zehn Jahren mindestens weiß ich, dass niemand und nichts den Schatten schlägt.
Er fällt einfach auf die Existenz.