Heute habe ich begonnen, etwas enger einzukreisen.
Kreise darum herum ziehe ich schon sehr lange. (Das machen Katzen so. Als witwesker Eisbär allerdings verachte ich das.)
Heute habe ich mit dem flitzeroten Fahrrad die ersten zwei Routen zur Gemäldegalerie ausprobiert, die eine auf dem Hin-, eine andere auf dem Rückweg.
Zufrieden mit diesen Routen bin ich noch nicht. (Auf der einen gerät man ständig in Bushaltestellenanfahrtsmanöver von der dort verkehrenden einen Buslinie, die sich noch schlimmer gestalten als diejenigen der vielen Busse auf dem Ku’Damm – was etwas heißen will …) Denn ich möchte nach wie vor vermeiden, dass ein anderer als ich meinen Tod verursacht.
Notfalls aber – also wenn die Alternativen sich als noch unwirtlicher erweisen sollten – gingen auch diese zwei Wege zu den Bildern. (Und ich bin auf allen Routen dorthin etwa genauso lange unterwegs wie zu einem Ort, den ich öfter sogar zweimal in der Woche ansteuere, weil er ein Dornenhag ist schon seit vielen Jahren.)
Im nächsten Jahr ist in der Gemäldegalerie eine Spätgotik-Ausstellung geplant, wie ich heute sah.
Als ich das heute sah, sprang etwas in mir hoch und an. (In Leben #1 waren Spätgotik und/oder Frührennaissance – je nach Standort dies- oder jenseits der Berge – sehr lange meine Begleiter; und das waren wohl meine besten Jahre.)
In die Niederlande, nach Belgien, Wien, in den Prado oder nach Italien werde ich aus persönlichen Gründen nicht mehr kommen. Vielleicht aber im nächsten Jahr in die Gemäldegalerie auf irgendeiner dieser insgesamt eher unwirtlichen Fahrradrouten. – Sofern Herr Drosten und Frau Merkel, oder wie die dann auch immer heißen mögen, Gemäldegalerie-Besuche trotz all ihrer persönlichen Todespanik im Frühjahr 2021 gestatten werden. (Was, wie nun seit März diesen Jahres ja gelernt werden musste, keineswegs ausgemacht ist.)
Diese Überlegungen implizieren:
Erstens, das Jahresticket zu kaufen;
zweitens, das komplette Jahresticket zu kaufen (also das doppelt so teure, weil nur da auch die Sonderausstellungen mitinbegriffen sind);
und drittens sogar, warum.
Weil
es heute einfach eine Lust war, mein neues Kleid auf dem flitzeroten Fahrrad spazieren zu fahren (jaja, so ist das, wenn Löwidow unterwegs ist);
es für solche Fahrten (die im Notfalle übrigens auch in der U-Bahn zurückgelegt werden könnten) immer sehr, sehr gut ist, ein Ziel zu haben;
und weil in dieser musikleeren Zeit die Bilder, die ja nun endlich wieder zugänglich sind, während die Musik immer noch verboten ist, sich zunehmend lauter bemerkbar machen in meinem Kopf. Wiewohl sie naturgemäß nicht „klingen“ oder gar „rufen“ – das nicht, aber sie leuchten ausschnittsweise immer wieder einmal auf, neuerdings, da in meinem Kopf. Der heute auf einem Rumpf saß, welcher ein neues Kleid spazieren fuhr. Und das war genauso eine Lust, wie es das Aufleuchten jener Bildausschnitte ist und die Vorstellung, womöglich noch einmal das Ganze sehen zu können (das nicht „komplett“ heißen kann).
Ja, deshalb.
Ziehe ich Löwidow meine Kreise. Enger. Um jene Lust.
{ Und der Rest der Menagerie hat heute hier zu schweigen! Es reicht, dass der Vorderreifen vom flitzeroten Fahrrad immer noch singt und der Mitbewohner angefangen hat zu schnurren. }