Heute habe ich eine ehemalige Kollegin aus Leben # 1 gesehen – vor ‚meinem‘ Buchladen (in dem ich fast nichts mehr kaufe, seitdem ich im Witwesk bin, denn hier sind für den Eigenbedarf nur Bücher aus dem modernen Antiquariat bezahlbar), also etwa 50 oder 70 Meter von meinem Wohnhaus entfernt.
Es handelt sich um eine, die damals wie fast alle KollegInnen nur ihr eigenes Süppchen kochte, als es unserem Institut an den Kragen ging durch jene Professorin, die überall außer in eigener Sache verbrannte Erde hinterließ, was mir jemand aus einer von dieser Professorin zuvor verbrannten Region in der Schweiz sagte, als ich ihn auf einer Tagung traf, derweil wir verbrannt wurden. (Zur Erinnerung: Nur ich war so dämlich, gegen die Machenschaften jener Professorin vorzugehen, auch weil mein Prof. mich in den Fakultätsrat geschickt hatte – und ich mich da reinschicken ließ, da klar war, dass es ums Überleben gehen würde. ~ Meingott, war ich mal naiv!)
Es handelt sich um eine, die damals wie alle KollegInnen unseren Tod irgendwann aus der Ferne mitbekam (theoretisch müssen sie auch unser Sterben zuvor schon mitbekommen haben, denn ich war ja ewig nicht mehr am, übrigens damals ja selbst als Verbrennungsopfer sterbenden, Arbeitsort – doch falls sie davon Kenntnis hatten: Ich weiß davon nichts. Sie haben alle geschwiegen, sie haben sich alle weggeduckt).
Jene Kollegin hat Karriere gemacht, da so mit dem eigenen Süppchen. Ist nun W3-Prof.
Und wohnt hier nicht! (Bislang.)
Hat sich hierher hoffentlich nur auf einem dieser Corona-Ertüchtigungsgänge verirrt.
Und ist jetzt hoffentlich nicht hierher umgezogen! Denn:
Ich möchte die nicht noch einmal sehen.
Warum?
Deshalb:
Ich kam auf dem flitzeroten Fahrrad von einer Briefabgabe beim Finanzamt (ja, auch mal wieder in witwesken Dingen zwecks Belegen dort ‚hinzitiert‘ – bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 13.812 Euro; aber ich wiederhole mich schon wieder) – kam also auf dem flitzeroten Fahrrad angeradelt und musste mich auf ein Auto konzentrieren, das vor mir ungeschickt eine Parkbucht ansteuerte. Währenddessen, genau auf Höhe ‚meiner‘ Buchhandlung, blickte ich kurz nach rechts – da war die Ex-Kollegin.
Ich weiß ja, was dann kommt.
Also sah ich ausschließlich wieder auf das mühselig einparkende Auto.
Im Augenwinkel aber, da sah ich das, was in solchen Fällen immer kommt: Die Ex-Kollegin hatte nun auch mich gesehen
und duckte sich hastig hinter den Baum vor ihr.
Ja.
Das passiert immer, wenn man mir als irgendein Ex-Kollege aus Leben # 1 noch aus dem Weg gehen kann:
Die ducken sich weg vor mir, hinter Bäume, Häuserecken, Ladenregale und was dergleichen mehr zum Wegducken taugen mag (da hab ich vieles schon erlebt).
Tja,
– das passt dann doch zu unseren Corona-Zeiten, stelle ich gerade fest:
Vor dem Tod ducken sich fast alle weg.
Aber seid versichert, er findet auch Euch.