Musik

172 8 Opern
Nach über vier (in Ziffern: 4) Monaten war wieder leibhaftige Musik für den witwesken Eisbären (und paar Menschen): Im Schlossgarten (mit Kostümbrimborium, das ich mindestens verzichtbar fand), bei bissl kalter Sonne und mit einem frank und frei bemühten Ensemble, das dort, wo des Bemühens zu viel und des Könnens zu wenig war, umwerfend enthusiastisch vorhanden gewesen ist – merci!
(Nun gut, gelernt hab ich jetzt, was man an den sogenannten großen Häusern hat resp. wie verwöhnt man dadurch wird, selbst un- nein: kontramusikalische Kretins wie ich.)
Doch: Weit und breit ist kein Mahler, kein Wagner, kein großes Badabumm, und auch kein Filigranmomentum für mich in Hörweite. {Das wird zunehmend bitter.}

Die Musik spielt woanders: Zu den nunmehr 500.000 mehr als zusätzlichen Aidskranken, die wir in diesem Jahr dank unserer „Corona-Maßnahmen“ in den Tod schicken (s. Eintrag vom 12.07. mit Quellenangabe), kommen langsam auch all die Millionen anderer Toten, die wir – ein spezielles Merci an Herrn Prof. Dr. Christian Drosten und Herrn Prof. Dr. Lothar Wieler wie auch an Frau Dr. Angela Merkel und all die Doktorinnen und Studienräte und sonstigen Abgeordneten im deutschen Bundestag – aufgrund des von uns beschlossenen „Lockdowns“ sehenden Auges sterben lassen und sterben machen, weil weder unsere sogenannten Hilfslieferungen dort noch ankommen noch das bisschen Wirtschaft, das wenigstens Subsistenz ermöglicht hat, jetzt dort noch möglich ist.
Und: Warum all diese Millionen Toten „da unten“?
Damit unsere 85-Jährigen noch zwei, drei, vier Monate, womöglich gar Jahre, mit all ihren Schmerzen, all ihren Einschränkungen, all ihren Ausfällen haben dürfen („leben“ geht anders …).
– Kurzum: Damit also bei uns die Illusion weiter von Bestand sein darf, an die wir alle hier glauben: UNSTERBLICHKEIT is meins!!! (Und wenn mein Pappi, wenn meine Ommi nu 95 wird, werd‘ ich ewig leben!)

Nochmals: Wir machen jetzt, dass Millionen von Menschen weit vor ihrer Zeit krepieren.
Das machen wir ohnehin immer. Aber jetzt, in der Corona-Zeit, machen wir das noch für viel mehr Millionen von Menschen: Wir machen, dass sie krepieren.

Und weigern uns, sie zu hören.
Ich lese Celan. Ich lese ihn nur, ich weigere mich, ihn zu hören.

Und weil ja der Mensch eben ein Mensch ist und auch der witweske Eisbär noch immer einer: Ich mache Pläne. Ich kaufe neue Kleider. Ich plane neuen Unterricht. Ich bestelle den Handwerker zur alljährlichen Thermenwartung ein. Ich habe seit heute drei neue Kronen in meinem Mund. Ich schreibe dem 70jährigen neuen Witwer in meiner Nachbarschaft eine Karte (der vor zehn Jahren mir gegenüber keine Silbe zum Tod des Lebensmenschen, den er noch kennengelernt hatte, verlor).
Ich lese Celan. Ich weigere mich, ihn zu hören.

Ich möchte gern ein (tschuldigung: gutes) Orchester hören: leibhaftig, im selben Raum.
Möchte das gern. Was aber – weil Sterben verboten worden ist von Regierung, Parlament, Virologen und etlichen Ärzten – nicht mehr geht.
Deshalb müssen ja auch all die, die dennoch sterben, es in absoluter oder weitgehender Einsamkeit tun. So, dass wir sie nicht sehen müssen. Wie die da unten irgendwo.

Ich weigere mich, all das zu hören.

Aber ich bin noch nicht blind geworden.

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