Schritt für Schritt, Tag für Tag laufe ich in dieser Zeit auf den stattgehabten Tod zu.
Auf den kommenden laufe ich glücklicherweise wie alle Lebenden auch den Rest des Jahres zu, aber auf den Tod, der schon war, laufe ich jetzt Tag für Tag und Schritt für Schritt zu wie damals.
Bald wird er zum elften Mal sein (denn des Todes erstes Mal zählt, im Gegensatz zum ersten Mal der Geburt, mit).
Schon jetzt überlagern sich, wie immer, die Schichten.
Wir laufen Schritt für Schritt, Tag für Tag tiefer in diese rostige Stacheldrahtigkeit, wortlos, sachte blutend aus unzähligen. Tag für Tag tiefer. Hinein. In drei Wochen werden wir angekommen sein.
Und letztmalig etwas teilen. Ein Bett in einem fremden Krankenhaus. Eine Tasse Kaffee. Die Luft in einem Raum. Die Angst (nur stumm, nur stumm). Zärtlichkeiten. Die vorletzten Minuten. Dann noch, ein Zeit lang, unsern Blick.
Ich laufe wie am Schnürchen. Auch den erstmals problematischen Vertretungskurs habe ich nun mit Strenge, Lust und pädagogischem Charisma bezaubert, indem ich aufnahm, was aus ihm herauskam. Ich laufe in der Schmalspur und mache „funz, funz, funz“ – kein Lieben, kein Leben, kein Lesen und kein Schreiben mehr, aber ich laufe am Schnürchen aller Erwartungen, zum Teil auch meiner, und dass man nicht immer alle Erwartungen erfüllt, ist doch klar.
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Dass es nun eine „Dekade“ sein wird – ja, ich kann mich diesen Traditionen nicht entziehen. In diesem Jahr rollt sich die Stacheldrahtigkeit, die damals war in den letzten Wochen vorm und in langen Jahren nach dem Tod, erneut sehr rostig aus.
Ich laufe hinein, blute sacht’ unzählig.
Und ich laufe in der Spur, strahle sanft, tätig.
Und finde im Witwesk Bluten und Strahlen gleichermaßen ungehörig.