Politik im Witwesk – oder: Wie den Zerfall von Demokratie einem sagen, der 10 Jahre tot ist?

Eisbär auf Scholle scheitert am Schildern

Seit langem habe ich festgestellt, dass ich dem Lebensmenschen (der nun bald zehn Jahre tot sein wird) auch nicht mehr ansatzweise die Welt würde schildern können.
Nur „schildern“ – vom „Erklären“ muss ich schweigen. (Und vom „Andersmachen“ erst recht, denn das hat im Sinne eines Bessermachens nach Idee oder Parteiprogramm bekanntlich noch nie längerfristig funktioniert.)

Jetzt wäre endgültig die Zeit für meine Bankrotterklärung.
Denn ich bin Demokratin (und ja: Schon seit meinem 15 Lebensjahr weiß ich, dass das naiv und letztlich auch nur eine Bankrotterklärung gegenüber den Tatsachen ist; aber ich bin es bis heute geblieben: ‚Alle staatliche Gewalt geht vom Volke aus‘, und das „Volk“ weiß 1., dass Freiheit immer die Freiheit des Andersdenkenden bedeutet, und 2., dass der Menschheitsevolution neben allem anderen eine starke Tendenz zu Kooperation, Empathie und mithin zu Gerechtigkeit genuin eigen ist).

Als Demokratin ist nun also endgültig die Zeit für meine Bankrotterklärung gekommen:
Regierungen beschließen nunmehr Gesetze und gesetzesanaloge Verordnungen – nicht mehr die dafür in unserer Demokratie ehemals, rechtmäßig und guten Grundes zuständigen Parlamente.
Per Ordre de Mufti der Landesregierung wird aktuell ein Landkreis aus unserer föderalen Demokratie ausgesperrt:
Den Menschen dort ist verboten, auf die Straße zu treten, wenn sie es wollen; ihnen ist es verboten, sich zu politischen Gesprächen zu versammeln; ihnen ist es verboten, Bildungseinrichtungen zu besuchen (auch den Kindern: Bildungseinrichtungen! Den Kindern! Verboten! Nachdem wir durch die Verbote vom Frühjahr bis zum Sommer gelernt haben, was ein solches Bildungsverbot für unzählige Kinder hierzulande heißt! Nachdem wir das gelernt haben!!! Wir Demokraten!).

All das haben alle Menschen in unserer bundesrepublikanischen Demokratie bereits wochenlang und monatelang im Frühjahr diesen Jahres mit sich machen lassen.
Nun beginnt es wieder. Und noch viel selbstherrlicher als damals.

Ich bin sicher, bald wird es nicht mehr eine vereinzelte Ordre de Mufti sein, wie nun von Markus Söder (und geplant von Jens Spahn), sondern viele, und irgendwann wird noch eine Ordre de „Mutti“ von Angela Merkel im Kreise all ihrer föderalen Regierungschefskinderlein kommen, die da lauten wird:
„Sterben verboten!!! Zuwiderhandlungen werden mit regierungsamtlicher Demontage der persönlichen Integrität und/oder mittels Zugriff seitens medialer Disruptoren und virologischer Raptoren und/oder durch staatlich lizensierte internetale Trollzuchtstätten geahndet.“

Das aber geht derzeit demokratietheoretisch noch nicht in diesem Land – Grundgesetz sei dank.
Es wird Zeit, das auch demokratiepraktisch wieder hinzukriegen.

Doch wenn ich das denke, sehe ich den Lebensmenschen vor mir:
Er würde nicht verstehen, was ich ihm über den Status quo der Bundesrepublik, Europas oder gar der Welt zu schildern hätte.
Aber er würde meinen vergeblichen Schilderungen entnehmen, dass sich eigentlich nichts geändert hat.
Die Rückschläge in der Evolution des Homo sapiens werden immer wieder so massiv ausfallen, dass die Gattung aus einem bestimmten Entwicklungsradius nicht herauskommen wird.
Evolutionär ist in solchen Situationen dann nach xhunderttausend oder Millionen Jahren immer eine neue Spezies entstanden.

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Ich bin froh darüber, durch keine Mutation meines Erbmaterials in Gestalt eines Kindes zur Entwicklung dieser neuen Spezies beigetragen zu haben. Denn sie wird nicht mehr menschlich sein. (Man sieht es bereits jetzt.)
Aber sie wird das zu ihrem Glück nicht mehr wissen.

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