Wenn die Lyrik kommt, ist es ernst

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Länger schon ist es unruhig in meinem Alphabet geworden. Buchstaben werfen sich auf, Silben tremolieren, einzelne Wörter gelangen kurz zu Emergenz.
Vor kurzem ist seit langem einmal wieder letztes dichter geworden, es ist Lyrik geworden.
Das geschieht, wenn es ernst geworden ist. (Es war bislang in wenigen Phasen meines Lebens so. Die aber kenne ich.)

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Die Wohnung ist wieder grundgeputzt (der übliche Frühjahrputz ging diesmal in Teilen ein wenig unkonventionell von der Hand, vielleicht dem Alter geschuldet, vielleicht dem kleinen Unfall neulich, vielleicht meiner immer noch anwachsenden Abgebrühtheit – und nein: Er verlief genauso gründlich wie immer, ich habe nicht gepfuscht, ich habe Anderes anders gemacht).
Seither und schon während des Putzens ist ein Wunsch, der vermutlich eine Notendigkeit ist, mir bewusster geworden:
Zurück zur Lyrik. Zurück in die Buchstaben. Zurück in die Bücher. Zurück auf den Widows Parcour. Zurück zum Pfälzer Feldsalat. Zurück zu einem ungetriebenen Tag-Nacht-Rhythmus. Zurück auf den Balkon. Zurück zu mir.

Mit der Lyrik habe ich kürzlich wieder angefangen.
Wenn die sich unabweislich meldet, ist es ernst.

Seit dem letzten Mal ist so Vieles bedrohlich anders geworden, dass ich mich nun neu werde austarieren müssen zwischen mir und dem, was sonst noch getan werden muss als denkender Mensch.
Eigentlich – so will es mir manchmal scheinen – kann das (wenn überhaupt) nur klappen, wenn ich ein paar Wochen „ans Meer“ fahre, „Urlaub“ mache, fort und ganz für mich bin. Im Moment sehe ich dazu keine Möglichkeit (und natürlich ginge das – es geht immer; Fio und ich haben es damals ansatzweise getan. Und, verdammt!, wir hätten es damals schon ganz tun sollen).
Dabei frage ich mich immer öfter: Vielleicht sollte ich wirklich ganz nach Portugal gehen? (Kann das so schwierig sein? – Und ja: Für ein Wortwesen wie mich, das in seiner Sprache lebt, ist das immens schwierig; ich habe es damals in den USA erfahren, und das war ein Leichtes, weil es sich damals vergleichsweise leicht überwinden ließ, gleichwohl steckt der Schock mir noch immer in den Knochen: Die Welt und sich so gar nicht sagen können …)

Noch also ist das unvorstellbar: Mein Häuschen am Atlantik zwischen Ericeira und Porto.

Austariert aber muss werden.
Ich.
Zwischen mir und dem, was ich tun muss.

Zwischen der Lyrik und dem Montagsspaziergang.
Zwischen den Büchern und den 3 Kassandras.
Auch zwischen dem Feldsalat und dem Integrationskurskurs.

Seit 2007 bin ich nicht mehr „in Urlaub“ gewesen.
In den letzten zwei Jahren habe ich nur noch das getan, was ich als denkender Mensch tun musste: politische Arbeit gegen den faschistoiden Kontrollstaat hier und weltweit.

Wenn die Lyrik sich bahnbricht, ist es ernst.
Und ich möchte meinen eigenen Tod sterben.

Nicht den, den ich im digitalfaschistischen Kontrollstaat à la Grüne, Konsorten und Gates et al. werde sterben müssen, wenn er wahr werden sollte, und keinen im Räderwerk meiner privaten Widerstandspflicht gegen diesen digitalfaschistischen Kontrollstaat.

Ich möchte meinen eigenen Tod sterben.
Ich habe versucht, mein eigenes Leben zu leben. Das ist mir nicht wirklich gelungen. Und vielleicht ist das normal.
Aber ich möchte wenigstens meinen eigenen Tod sterben,
keinen Covid-Spritzentod, keinen Von-der-Polizei-Zusammengeknüppelt-Werden-Tod, keinen Staatlicher-Delegitimierer-Tod, keinen Tod im neuen Überwachungsnormal der 15-Minuten-Stadt und keinen mit der biometrischen ID und keinen durch das digitale Zentralbankgeld und auch keinen Chemo-Tod, keinen Ärzte-Irrsinn-Tod.
– Ich möchte keinen Fremdtod sterben.

Ich möchte meinen Tod sterben.
Das könnte gelingen. Denn der Tod kann – anders als das Leben – sowohl schnell als auch ganz privat sein.

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