„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)
Wenn mich jemand das fragte, würde ich Egomonster antworten: „Ich wünsche mir Fio, ich wünsche ihn mir zurück.“
Das zu wünschen und damit nicht nur mir, sondern auch ihm, dem toten Lebensmenschen, das zu wünschen, ist egomanisch, ist bestialisch in unserer Zeit, in der ein jeder Toter aus den Generationen unserer noch Lebenden, der diese Zeit nicht mehr erleben muss, vom Glück gesegnet ist.
Ich wünschte damit Fio das Zweitschlimmste, das er je erlebt hätte.
Das Erstschlimmste war für ihn der Krebs, den er sogleich für seinen Tod hielt und damit dazu machte (dagegen war alles und jeder chancenlos).
Das Zweitschlimmste wäre für ihn, in diese totalitaristische, kriegsgeifernde, vernunftamputierte und menschenfeindliche Welt des Jahres 2022, die Menschen gemacht haben (keine Viren, keine verrückten Russenmonster), zurückkehren zu müssen. (Und falls jemand fragt: Ja, ich kannte meinen amîs unde man genug, um das zu wissen.)
Und ich wünschte damit mir selbst das Grauen schlechthin.
Denn des Lebensmenschen Rückkehr in diese Welt wäre ein größeres Grauen,
als die Kriegshetze der teutschen PolitikerInnen und JournalistInnen und sonstigen teutschen Meinungsmach-Eliten es nun seit einem Vierteljahr für mich sind;
ein größeres Grauen,
als der Corona-Totalitarismus der teutschen PolitkerInnen und JournalistInnen und sonstigen teutschen Meinungsmach-Eliten es nun seit zweieinhalb Jahren für mich sind;
und ein größeres Grauen, als Fios elendiges Sterben im Ärztewahnsinn, in Schmerz und Horror und dann sein Tod es für ihn und mich waren.
Aber ich wünsche mir Fio zurück.
Manchmal. In den hoffnungslosen Momenten.
Und immer eingedenk der egomanischen Bösartigkeit, die diesem Wunsch eignet.
Das passiert, weil dieser Mensch mir eine Ahnung dessen gab, was es heißt, nicht auf sich allein gestellt zu sein, sondern ernsthaft teilen zu dürfen und zu können, und wahrhaft teilhaftig zu werden.
Es war und ist eine Ahnung. Nicht mehr. – Nicht weniger.
Kein Mensch sonst hat sie mir zuteil werden lassen.
Diesem Einen, der seit mehr als elf Jahren tot ist, bin ich nicht nur in Liebe verbunden, bis ich selbst sterben werde, sondern auch dankbar für die Kraft, die aus dieser Liebe seit nun sechsundzwanzig Jahren erwächst.
Vielleicht ja doch irgendwann: Venceremos! Und wenn als Flaschenpost – egal! Ich sende das für uns beide jetzt ab.