30. Dezember

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Der 30. Dezember – unser Tag, der, an dem der Lebensmensch auf meine Frage, ob wir es miteinander versuchen wollen würden, ja gesagt hat.
Seitdem war klar, dass, sollte je eine Heirat erwogen werden, ich ihn fragen würde. (Allerdings war das für ihn einige Zeit lang nicht so klar wie für mich. Doch wir haben uns am Ende geeinigt.)

Heute jährt sich unser Tag zum 26. Mal.
Außer uns wusste niemand von diesem Tag.
Seit unserem Tod wissen immer mehr Menschen davon, weil ich immer wieder erklären muss, warum ich da für niemanden zu sprechen bin. Und nun steht schon seit längerer Zeit „unser“ Tag auch hier breit in der Öffentlichkeit (aus täglich etwa 10 BesucherInnen).

Zwei Einträge hier habe ich wieder gelöscht, bevor ich sie veröffentlichte. Der heutige wird stehen bleiben. Zu überlegen ist, ob künftig nicht alles stehen bleiben wird, geht es doch ums Zeugnis Ablegen.
Aus der Versehrung heraus. Denn dass und in welchem Umfang ich das bin (und mir mit weltweit Millionen, eher Milliarden Menschen), dämmert mir erst langsam.

Sie haben zugesehen, sie haben mitgemacht. Die FreundInnen, die Familie, die NachbarInnen, die KollegInnen, die Bekannten. Sie haben zugesehen, sie haben mitgemacht.
Als uns – denen, die Fragen stellten und stellen, wo das doch seit Juli 2020 verboten ist – alle Menschenrechte abgesprochen wurden, wir zu unwertem Leben erklärt wurden, dem man die ärztliche Behandlung verweigern müsse oder das dafür selbst zahlen müsse (https://www.rnd.de/politik/berlin-ungeimpfte-corona-patienten-sollen-behandlung-selbst-zahlen-fordert-kassenaerztliche-QLD6BB35D3SN5TLFEBX7N52HBA.html,
https://www.heise.de/tp/features/Ungeimpfte-bald-ohne-Arzt-6270220.html,
https://www.rnd.de/politik/berlin-ungeimpfte-corona-patienten-sollen-behandlung-selbst-zahlen-fordert-kassenaerztliche-QLD6BB35D3SN5TLFEBX7N52HBA.html,
https://www.kvhb.de/praxen/nachrichten/detail/praxen-vor-gericht-ungeimpfte-haben-recht-auf-behandlung und so weiter …),
als uns – denen, die verbotenerweise Fragen stellten und stellen – damit gedroht wurde, nicht mehr arbeiten gehen (https://www.berliner-zeitung.de/news/merz-schlaegt-lockdown-fuer-ungeimpfte-und-2g-am-arbeitsplatz-vor-li.196709) und keine Lebensmittel mehr kaufen zu dürfen (https://www.fr.de/wirtschaft/2g-supermarkt-aldi-lidl-rewe-corona-regeln-ungeimpfte-einkaufen-shopping-lt-91048683.html),
als wir – die, die verbotenerweise Fragen stellten und stellen – zu den Feinden der Gesellschaft erklärt wurden, die sie tyrannisieren würden (https://www.philomag.de/artikel/tyrannei-der-ungeimpften-zugespitzt-aber-ethisch-richtig),
und vom frisch von etwa 23 Mio. WählerInnen zum Bundeskanzler gekürten Herrn zur „extremistischen Minderheit der Hasserfüllten“ (etwa 18 Mio Erwachsene) deklariert wurden, denen man ohne rote Linie entgegentreten müsse (https://www.rnd.de/politik/scholz-in-seiner-ersten-regierungserklaerung-dieser-winzigen-minderheit-der-hasserfuellten-werden-XCWZJPJJZFDHDM73Y263YFGX24.html).
Ich habe mich damals gefragt, ob Scholz Schießbefehl erteilen wird auf die MontagsspaziergängerInnen, zu denen ich gehörte und weiterhin gehören werde und auch bei Schießbefehl gehört hätte.
~ ~ ~
Ich schreibe aus der Versehrung heraus. Denn die Mehrheit hierzulande hat wieder einmal mitgemacht. (Den FunktionärInnen traute ich schon immer alles zu, aber dass die Mehrheit, dass fast alle FreundInnen, die Familie, die NachbarInnen, die KollegInnen, die Bekannten mitgemacht haben, das ist, als wäre ich unter irgendwelche eisernen Räder gekommen.)

Und nichts, gar nichts ist vorbei, nur weil der Oberpopanz des ganzen Wahnsinns hierzulande, Christian Drosten, nun die von ihm erfundene Pandemie für beendet erklärt hat, die eine Überlebensrate von durchschnittlich 99,9 Prozent aufweist und damit deutlich besser abschneidet als eine normale Grippe-Epidemie (das hat John Ioannidis, einer der weltweit renomiertesten Epidemiologen, schon 2020 errechnet und nunmehr, peer-geprüft, erneut: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S001393512201982X).
Nichts, gar nichts ist vorbei. (Und das nicht etwa, weil der Unterpopanz des ganzen Wahnsinns hierzulande, Karl Lauterbach, leugnet, dass jene erfundene Pandemie zu Ende wäre.)
Vielmehr ist alles auf den Weg gebracht.

Der ganze Irrsinn des totalen Überwachungsstaates ist nun auf den Weg gebracht.
Allerorten zückt sie das Smartphone zwecks Einlass, Zahlung, Mitgliedschaft, Transport, Zugang, Dienstleistung, Identitätsfeststellung, sie: die Wisch-und-Weg-Generation.
Die Corona-Panik wird durch die Klima-Panik ausgetauscht und die Massen lassen sich weiterhin bereitwilligst verstümmeln in ihrer Menschlichkeit.

Der ganze Irrsinn ist auf den Weg gebracht.
Und die Generation unserer Kinder will es offenbar so (ich sehe eine junge Verwandte mit ihren ganzen China-Lobpreisungen, die sie halbstündlich ins Handy wischt; ich sehe diese nochmal zehn, fünfzehn Jahre jüngeren Profa-Dummies, die sich für „links“ halten, wenn sie „Solidarität“ brüllen und damit Alte und Sterbenskranke in den Einsamen Tod schicken und ihre mal eben tot umfallenden AltergenossInnen ignorieren; ich sehe diese 40-Jährigen mit Spritz-Schäden, die beteuern, dass sie sich auch den fünften Schuss noch verpassen lassen werden).

{Ganz persönliche Bilanzen: 1. Der Tod reißt nach wie vor sinnlos Menschen mit sich fort, statt einfach seiner notwendigen Aufgabe nachzukommen und uns Alte zu erlösen – wieder einmal habe ich an dem Roman „WEG SEHEN“ nichts zu ändern: Nun riss der Tod einen 46jährigen Bekannten, der auf dem Weihnachtsmarkt beim Verzehr einer Bratwurst starb. 2. Der Verrat reißt nach wie vor Löcher in mein Herz, weil ich so dumm bin, Menschen zu vertrauen; wenigstens das aber kann ich beenden. – Und 3. Wer wen bezwingt, mein Tod mich oder ich ihn, dass er endlich komme, wird sich noch zeigen.}

Heute ist unser Tag.
Ich erlebe ihn zum 13. Mal allein.
In den ersten vier, fünf Jahren blickte ich leer in eine leere Zeit. Die füllte sich dann wieder ein wenig, ein paar Farben hier, ein paar Klänge da.
Jetzt aber blicke ich trostlos in eine rapide sich entmenschlichende Zeit.

Und frage mich: Wenn unsere Kinder das so wollen: big brother’s brave new world mit jemandem, der ihnen alle 10 Meter sagt, was sie dürfen und was nicht okay ist; mit allem bei Wohlverhalten und sonstiger Wallet-Füllung jederzeit Zugänglichem, um das sie sich nicht mehr kümmern müssen, weil es ihnen nicht gehört; mit einem öffentlichen Körper und einem gläsernen Leben, weil sie sich sonst nicht mehr wahrnehmen können; mit völliger Ignoranz jenes Lebens außerhalb ihrer regenbogenfarbigen Blase – wenn die das so wollen (weil wir so entsetzlich versagt haben),
wer sind wir dann, dagegen anzukämpfen?
Das wäre das Ende der Menschheit und der Beginn einer neuen Gattung, die mit dem, was die Menschheit ausgemacht hat – Staunen. Empathie, Neugier (und damit das Bedürfnis nach einem privatem Selbst), Emotionen, Respekt vor der Endlichkeit u.s.w. – nichts mehr zu tun hätte.
Doch wenn die das so wollen, wer sind wir, die – unsere Kinder – daran zu hindern, auch noch das letzte bisschen Menschlichkeit aus der Welt zu treiben?

Ich jedenfalls habe mein Leben gelebt. Es hat vor 12 Jahren geendet.
Das bisschen Farbe, das bisschen Klang, das in den Jahren danach kam, ist längst wieder ausgelöscht worden durch diese entmenschten Wisch-und-Weg-Menschen, die bereit waren und bereit sind, mich und Millionen, eher Milliarden andere Menschen verhungern zu lassen, indem sie uns den Zugang zu Lebensmitteln sperren.
Einfach weil wir eine andere Meinung haben.
Und Argumente.
~ ~
Heute ist unser Tag.
Nie in den 13 Jahren, da ich ihn allein erlebe, war ich so trostlos.

Und nie so glücklich darüber, diese ganze ungeheuerliche Katastrophe ohne den Lebensmenschen zu erleben – er wäre so unausdenkbar verzweifelt, dass mich die Vorstellung daran fast zersägt.

Die Erinnerung aber an jenen 30. Dezember 1996 birgt für mich das (damals auch von uns nicht gelöste, aber erlebte) Rätsel der Menschlichkeit; und ich weiß mich geborgen.

Deshalb und dafür: No pasarán!

{Vorgestern war ich im Kino. Zum 2. Mal seit unserm Tod. Und habe mir den Nachfolger jenes Films angeschaut, der unser letzter war. Ich war mitten im Zoopalast (den ich sonst so meide wie alle Etablissements, die mich als Mensch vor einem Jahr monatelang verboten haben) unter 750 weihnachtsbeseelten Familien- und Pärchen-Menschen und habe mir „Avatar. The Way of Water“ angesehen. Und meinen Toten neben mir gewusst, als Toten, dem ich nie wieder begegnen werde, der aber vor 13 Jahren neben mir im Kino am Potsdamer Platz saß, chemoversehrt, arzttraumatisiert, chirurgisch aufgerissen und nie wieder verheilt, und den 1. Teil von diesem Film mit mir ansah.
Mir war vorgestern da in diesem Kino sehr bewusst, dass ich allein bin. Jetzt, nach allem, nach diesen drei Jahren, noch viel mehr allein (nicht: „einsam“) als je zuvor.
Dieser Film beschwört – ausgerechnet – die „Familie“. Und ich begriff erneut: Mein Weg ist ein anderer. Keine Verlogenheit!
~ Nach mehr als 15 Jahren ohne Schnorcheln war das Meer in diesem Film einfach herrlich. Vielleicht, vielleicht komme ich doch noch mal ans und ins Meer. Vielleicht. Aber nur, wenn sie nicht durchkommen.}

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