„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)
Heute, am 19.11. vor elf Jahren war des Lebensmenschen Beerdigung.
In meinem Leben der drittabsurdeste Tag.
In meiner Existenz als witwesker Eisbär ist seit nunmehr über 20 Monaten ein jeder Tag ein absurder Tag. Und seit den letzten sieben oder zehn Tagen beginnt meine Zeit, sich von der witwesken oder mittlerweile wohl tatsächlich kafkaesken Absurdität ins dantesk Infernalische hineinzuschrauben.
Wir opfern unsere Kinder massenweise, damit unsere über 80-jährigen Alten nach dem Booster wieder in amtlich verhängte Isolationshaft gesperrt werden und dort noch ein paar Tage oder Wochen oder Monate existieren „dürfen“, um am Ende – nämlich ihrem LEBENSENDE, das kommt, egal durch was – das zu tun, was wir alle irgendwann tun: sterben.
Und nun steht die Dauer-„Impf“-Pflicht für alle ab 12 (ab Weihnachten dann wohl auch für alle ab 0 Jahren) vor der Tür (in Österreich ist sie schon durch selbige getreten und gilt ab Februar 22).
Damit hat sich die Zeit in Dantes Höllentrichter geschraubt, in dem für Dante vor 700 Jahren der Teufel persönlich hauste.
Was für uns Heutigen dort haust, wird jeder selbst herausfinden. Denn aus diesem Trichter wieder rauszukommen, wird uns nicht mehr gelingen, wenn wir weiterhin unsere Augen, Ohren und Münder verschließen vor dem, was seit 20 Monaten geschieht, und dem wir massenweise unsere Kinder geopfert haben und nun mit der Spritzung erst recht opfern.
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Ich habe glücklicherweise keine Kinder.
Und als witwesker Eisbär hatte ich schon immer ein nur sehr eingeschränktes Interesse am Wohlergehen der Menschheit; mein Interesse ist in den letzten 20 Monaten des umfassenden Versagens dieser Gattung noch kleiner geworden.
Aber ihr selbstverschuldetes Versagen, ihr wissentlich selbstbeförderter Irrsinn geht auch an mir nicht spurenlos vorüber, denn ich lebe unter den Menschen, an ihrem Rand.
Und so muss dann und wann mal something completely different her!
Ich hab Blümchen gekauft!
Sechs entzückende, kleine Orchideen im Sonderangebot. Und meine alten, nur noch blättrigen zum Teil weggeworfen, zum Teil woandershin gepflanzt.
Jetzt stehen im Fast-Alles-Zimmer wieder Wunderwesen mit violetten, gelben, rosa- und orangefarbenen Blüten und in der Küche zwei samt einem alten Wunderwesen, das nach Jahren wieder Knospen angesetzt hat – ein mir besonders ans Eisbärenherz gewachsenes, weil es ein Erbstück ist.
Buntes Leben in der Bude! Und alle Grünpflanzen hier freuen sich mit.
Nachdem ich am letzten Wochenende die Frische meines Tablettenbestands in vivo überprüft habe, freue ich mich am jetzigen also über die frischen Farben dieser Wunderwesen.
So ist das auf der witwesken Eisscholle.
Im Höllentrichter geht’s anders zu.
Der aber wird mein Habitat nicht werden, auch wenn die ganze Welt dort hineinrutschen sollte.