Selbstjustiz

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Mühlen

Nach einigen Kommentaren, die ich auf meinen Scholleneintrag „Heulen“ vom 16.11. erhielt, übe ich witwesker Eisbär Selbstjustiz und bin folglich Ankläger, Richter und Verteidiger meiner selbst in Personalunion.

Ja, es stimmt: Ich habe in meinen beiden Leben Menschen psychisch übel verletzt. (Ich denke, das hat ein jeder Mensch getan, und lasse also diesen Anklagepunkt als ubiquitären aus diesem Prozess streichen, nicht aber von der Liste meiner Vergehen.)
Ja, es stimmt: Ich hege, seitdem ich von Politikern, Ärztelobbyisten und Ethikratmitgliedern, aber auch von „ganz normalen“ Mitmenschen als „Gift“ bezeichnet und sonstwie entmenscht werde, brutale Wünsche für diese Personen und schreibe aggressive Texte über das humanistisch-zivilisatorisch völlig enthemmte Treiben der MeinungsmacherInnen unter ihnen.
Ja, es stimmt: Ich habe mich in einem Ausmaß deren Monströsität angenähert, das mich bis ins Mark frieren lässt.

~ Und jetzt steige ich aus diesem Gerichtsprozess-Szenario aus.
Nicht zuletzt, weil die Judikative in der BRD nunmehr vollkommen versagt.

Jetzt bleibe ich bei meiner Schuld: Meiner Verrohung.
Wenn andere mich als „Sozialschädling“ deklarieren, auf den „aus vollen Rohren zu feuern“ sei – dann ist das keinerlei Rechtfertigung für mich, denen „Impf“-Schäden zu wünschen, wie ich es tat (und tu).
Deren Verrohung ist keine Rechtfertigung für meine Verrohung.

Es gibt das Auge um Auge.
Es gibt den dialektischen Dreh des Kantschen Imperativs.
Es gibt die simpelblutige Menschlichkeit namens Rache.
All das gibt es.
Aber all das ist keine humanitär-logische, also ethische Rechtfertigung für meine Verrohung, Menschen zum Beispiel „Impf“-Schäden zu wünschen.

Es tut mir leid, ich sehe meine Verrohung, ich sehe ihre Ungerechtfertigkeit, aber ich habe keine Idee, wie ich da jetzt besser werden könnte.
Ich bin kein Gandhi. Wenn einer die Vernichtung meiner Persönlichkeit fordert, damit ich ihm gleich sei, beginne ich, üble Gedanken gegen den zu hegen. Und die aufzuschreiben.
Auch hier, im Witwesk.

Doch während ich Wünsche äußere (und wir alle wissen, dass die fast nie in Erfüllung gehen, und wenn doch, dass es dann meist eine gute Fee dazu braucht), äußern die PolitikerInnen, ÄrztInnen, EthikerInnen u.s.w., die mich entgegen aller Covid19-medizinischen Evidenz als „Gift“, als „Sozialschädling“, als „Tyrann“ und als unter Dauerfeuer zu Setzende deklarieren, Handlungsanweisungen an ihre UntertanInnen, also an die 56 Millionen gespritzten Menschen in diesem Land.

Bald könnte es folglich einen ersten toten Menschen geben. Erschlagen, zertreten, oder anderweitig ums Leben gebracht als und weil „ungeimpft“. (Vielleicht gibt es ihn schon, ich werde ggf. über das Krankenhaus Karlsruhe berichten.)

Meine Wünsche zu „Impf“-Schäden habe ich im Kopf, sie lassen mich wieder und wieder entsetzlich frieren, sie machen mir Angst und ich schäme mich zutiefst für sie.
Aber ich sehe sie. Ich bin mir dessen bewusst, wie sie entstanden sind. Und ich weiß, wie ich sie einhegen kann, und ich ahne, wessen es bedarf, um diesen Rosenhag verkümmern zu lassen. Ich weiß, dass es möglich werden kann, dass ich ihnen ungehemmt willfahre.
Ich gelobe mir selbst, dass ich alles tun werde, um das zu verhindern. Aber ich weiß nicht, ob ich dafür hinreichend bin.

Den Damen und Herren Söder, Buyx, Montgomery, Kretschmer, Henn, Brinkmann, Wieler, Drosten, Scholz, Lindner, Bärbock, Habeck, Mai Thi, Huber, Merkel, Kretschmann, Ramelow, Lamberty, Ciesek, und wie sie nicht alle hierzulande heißen, sind meine im letzten Absatz niedergeschriebenen Gedanken vollkommen fremd.
So fremd sind mir auch diese Damen und Herren, nicht aber ihre Gedanken.

Und noch einmal rette ich meine Seele in des Humanisten Victor Klemperer augenklare Grausamkeit (ahnend, was an Menschlichkeitsschmerz und Selbsteinbuße ihn diese Zeilen gekostet haben müssen, die er schon am 16. August 1936 in sein Tagebuch schrieb):
„– Wenn es einmal anders käme und das Schicksal der Besiegten läge in meiner Hand, so ließe ich alles Volk laufen und sogar etliche von den Führern, die es vielleicht doch ehrlich gemeint haben könnten und nicht wussten, was sie taten. Aber die Intellektuellen ließe ich alle aufhängen, und die Professoren einen Meter höher als die andern; sie müssten an den Laternen hängen bleiben, solange es sich irgend mit der Hygiene vertrüge.“
(Victor Klemperer: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945. Hrsg. v. Walter Nowojski unter Mitarb. v. Hadwig Klemperer. 2 Bde. Berlin 1995, Bd. I, S. 296; Kursivierung C.L.)

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