Nun hat, nach äußerst bemerkenswerten mehr als zwölf Jahren ohne jegliches größere zahnmedizinische Problem, ein Backenzahn im Witwesk seinen Geist aufgegeben, einer der Kandidaten mit riesiger, uralter Amalgam-Füllung, deren ‚Zusammenbruch‘ nur eine Frage der Zeit war und ist – nicht zuletzt deswegen die (mittlerweile altersbedingt teure) Zahn-Zusatzversicherung; und nun wird die – hoffentlich – das Schlimmste finanziell abfedern. (Die Behandlung selbst werde ich wie auch in Leben #1 immer angehen: Augen zu, Klagelippen zu, Mund weit auf und durch. Ich hoffe nur, dass die Zahnarztpraxis nicht Virus-bedingt dicht machen muss.)
Der Zahn brach ganz leise.
Das „mächtige Badabumm“ (ein Zitat aus dem Film „Das fünfte Element“, den der Lebensmensch entgegen seiner sonstigen Vorlieben [und Abneigungen!] sehr gemocht hat) hingegen war gestern im Konzerthaus beim Rundfunk-Sinfonieorchester unter dem Dirigat Vladimir Jurowskis, als dort Anton Bruckners 5. Sinfonie (und ‚mein erster Bruckner‘ überhaupt) gespielt wurde.
Nach einem wunderfeinen, mich wohlgesittet – und vermutlich auch wohltemperiert – gen {bei allem Dur!} mollhellgrauen Wonnehimmel erhebenden letzten Klavierkonzert von Mozart mit Richard Goode am Flügel, der eine Zugabe von ähnlich zartklarer Intimität gab, die ichKretin natürlich nicht zu identifizieren vermochte – einen Dank auch hier an Albrecht Selge, der das in seinem höchst bemerkswerten Musik-Blog „Hundert 11 – Konzertgänger in Berlin“ tat, welchen ich erst kürzlich entdeckt habe!
Danach Bruckner. – Was für ein mächtiges Badabumm!
Damit startet diese Sinfonie ja bereits. Und dann geht das immer wieder auf ganz wundersame Weise in eine volltönende Stille über, wie ich sie bislang selten gehört habe. Das war – auch nach allen Wagner- und Mahler-Erfahrungen – ein ziemlicher Schock und herausfordernd für mich, die ich im 2. Rang (also wie oft bei Musik-Aufführungen dem Himmel ganz nah) direkt über dem Orchester saß; ein wohltuender Schock und eine positive Herausforderung.
Den Konzertsaal lerne ich langsam zu schätzen: Auf diesen orchesternahen Plätzen ganz oben (noch dazu sind es die wohlfeilsten dort!) kann ich die Musik nicht nur irrsinnig gut hören (‚dichter‘, ‚direkter‘ als sonst auf irgendeinem ‚meiner‘ Plätze in den anderen Häusern, was im Konzerthaus bis zu einem Zwerchfell-Hören geht, welchem ich grundsätzlich aber mit Respekt, ja Skepsis begegne), vielmehr kann ich, wenn ich nach vorn auf die Stuhlkante rutsche, auch sehr viel von der Orchester-Arbeit und dem Dirigat sehen – das ist hochinteressant (und hat mich gestern gut durch die Momente drohender Überwältigung geführt; ab und an dann wieder völlig nach hinten rutschen und sich diesem Klang-Furioso ein wenig entziehen zu können, war aber auch ganz schön).
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Nun lese ich gerade, dass der Gesundheitsminister zur Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern rät. Am Monatsende steht meine erste Aida in der Bismarck-Oper auf dem Programm – hoffentlich.
(Was Oper und Konzert dem witwesken Eisbären an Lebenslinien aufs Notenblatt komponieren, seitdem er begonnen hat, sie zu besuchen, ist – nunja, interessant.)
[Memo @ me: Beende das Bilder-Recycling!]