Splitter-Existenzzeiten

72 Von der Fragilität
Geht ein bissl durcheinander, grad.

Die eigene Kursvertretung ist vorbei, eine mehrfache Fremd-Kurs-Vertretung hat begonnen (noch dazu vormittags, wenn ich eigentlich noch in der Eishöhle liege und schlafe), Thema „Wechselpräpositionen“ (eins der trockensten und kompliziertesten, sieht man von den Genera, der Verbkonjugation und vor allem der Adjektivdeklination ab). Ich kaufe dann immer einen Kuchen und lassen einen Schlumpf auf, unter, hinter, neben, über – und so weiter – dem herumspazieren, um ihn in der Pause an die TeilnehmerInnen auszuteilen (den Kuchen!), nachdem ich mich selbst auf den Tisch (Akkusativ) gelegt habe, um dann dort auf dem Tisch (Dativ) zu liegen. – Merkt hier jemand, WIE kompliziert das für Deutsch-Lernende tatsächlich ist?!

Heute habe ich dann auch noch meine erste sogenannte externe Fortbildung besucht, Thema „Phonetik“ (ich habe aktuell jemandem im Kurs, der den Unterschied zwischen „e“ und „i“ nicht wahrnimmt und entsprechend nicht [re]produzieren kann). Zwar habe ich eine Handvoll praktische Tipps mitnehmen können, doch mal wieder eine falsche Frage gestellt – eine Art Grundsatz-Frage (und die sind bekanntlich immer die falschen). – Naja. Mir war es die Sache dennoch wert; hätte ja sein können … (dass ich da immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben habe, ist Naivität, Beklopptheit oder gar Resilienz, jedenfalls egal).
Auf dem Nachhauseweg hat ein extremer Schönling&Gutsituierungsbolzen Mitte/Ende 50, den ich bis zu diesem Augenblick nie zuvor gesehen hatte, mir einen Progammflyer für ein Konzert an der UdK hingehalten, als er aus der U-Bahn ausstieg („Vielleicht ist das was für Sie?“). Ich habe den Flyer nach kurzer Sichtung sogar angenommen. Nachdem das erfolgt war, hatte ich für einen Sekundenbruchteil den Eindruck, dieser schöngeistige Womanizer wollte wieder einsteigen – und da hätte ich fast laut losgelacht. Die genauere Lektüre des Flyers während meiner letzten beiden zu fahrenden Stationen ergab, dass ich an dem Termin bereits ein Konzert-Ticket habe. Und dass ich andernfalls jenes Ravel-Klavierstück von meinem letzten Konzertbesuch, dessen zweiter Satz mich so beeindruckt hat, abermals hätte hören können – seltsamer Zufall!
Jetzt jedenfalls kommen Bruckner (erstmalig für mich) und Mozart und da auch ‚letzte Dinge‘.

Sonstige Splitter unter anderen:
Eine gute Nachricht ist gekommen (wie immer mindestens un-, in diesem Falle wieder einmal gegenteilig erwartet).

Viren-Hysterie beiseite (sie nervt ohnehin nur) – das wäre ebenfalls eine gute Nachricht: Wenn nun der Menschheit geschähe, was ihr bereits im Europa des 14. Jahrhunderts geschah, und was hinsichtlich aller Arten sowieso und derzeit vielen noch deutlich radikaler geschieht als damals jener Menschheit.

Eine Entwicklung hat eingesetzt: Ein völlig verfilzter, knotiger Faden ist gefunden und kann im Moment vom Knäul ab- und auf zwei ausgestreckte Hände aufgewickelt werden, die sich bewegen wie Weberschiffchen – mal sehen, wann auch er wieder reißt oder/und die Hände sinken.
Und mal sehen, ob vielleicht zuvor oder danach doch noch jener andere Faden zu Ende gestrickt werden kann (auch er in diesem Knäul, aber gut gesponnen: fest und geschmeidig).

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