Noch einmal: Wer stirbt?

{Kümmert mich das? – Nein. Ich kenne meinen Friedhof, weiß, dass meine Knochen in die des Lebensmenschen rutschen werden, denn seit zehn Jahren haben wir ein Übereinanderdoppelgrab.

Aber wütend, wirklich wütend macht mich, dass jetzt der Tod komplett verleugnet wird. Dass man ihn gar nicht mehr sagen darf. Geschweige denn sterben. Und wenn man’s doch tut, muss man’s ganz allein tun, gottverlassen, mutterseelenallein, verloren aus jedes Menschen Blick.}

a) Wer stirbt an/mit Corona?
„Man erkennt, dass in der Altersgruppe der 35-59 Jährigen aktuell eine Untersterblichkeit sichtbar ist, die sich insbesondere seit KW 44 zeigt, also kurz nach den einschränkenden Maßnahmen im Oktober (siehe Abbildung 2). In der Altersgruppe der 60-79 Jährigen zeigt sich auch unter Berücksichtigung der COVID-19 Todesfälle keine Übersterblichkeit (siehe Abbildung 3). Bei den Hochbetagten, den über 80-Jährigen, zeigt sich eine leicht erhöhte Sterblichkeit je 100.000 Lebende im Frühjahr 2020. Zieht man die COVID-19 Todesfälle ab und betrachtet nur die sonstigen Todesfälle (blaue Linie), so ergibt sich in dieser Altersgruppe für das Frühjahr und den Frühsommer eine leichte Untersterblichkeit. Auch für die folgenden Monate bleibt die Rate der gesamten Todesfälle in dieser Altersgruppe im Vergleich zu den Vorjahren am unteren Rand.
Insgesamt ist somit in der zweiten Welle der Pandemie bisher keine herausstechende Übersterblichkeit zu beobachten, bei der jungen Bevölkerung zeigt sich sogar eher eine Untersterblichkeit.“ (S. 4)

b) Wer stirbt allgemein?
„Analysen zur Übersterblichkeit in Deutschland beruhen zumeist auf absoluten Zahlen von Todesfällen in bestimmten Alterskategorien. Dies ist unproblematisch, solange sich über die Jahre hinweg wenig Veränderungen in der Altersverteilung zeigen, was auch für die meisten Altersgruppen gilt. Das trifft derzeit allerdings für die Altersgruppe der über 80-Jährigen nicht zu. Innerhalb der deutschen Bevölkerung steigt der Anteil der korrespondierenden Altersgruppe in den letzten Jahren deutlich […].“ (S. 2)

Quelle: „Covid-19 Data Analysis Group“ am Statistischen Institut der LMU, Bericht Nr. 4 vom 11.12.2020 [Herv. i.O.], https://www.stablab.stat.uni-muenchen.de/_assets/docs/codag-bericht-4.pdf (zuletzt abgerufen am 15.12.2020)
In diesem Bericht steht noch Anderes, zum Beispiel, dass die „Lockdown light“-Maßnahmen ab Anfang November keinerlei statistisch relevante Auswirkungen auf die Infektionszahlen hatten. Oder dass ersichtlich wird, dass die Covid-19-vulnerable Gruppe der über 80-Jährigen von den ‚Maßnahmen‘ leider überhaupt nicht profitiert.

Wer also stirbt in der BRD?

Es sterben normalerweise die über 80-Jährigen. Alle. Irgendwann.
Doch seit vier Jahren sterben sie immer später, und so gibt es jetzt immer mehr über 80-Jährige. – Dank all unserer tollen Pflegeheime, in denen wir eine immer größer werdende Zahl von ihnen letztparken und in denen sie unzähligfach vor sich hin dämmern, statt wie früher aus dem eigenen Bett zu fallen, sich den Oberschenkelhalsknochen zu brechen und in Folge der schlecht durchgeführten OP oder darauf folgender Komplikationen aufgrund der Basisschäden des Gesamtorganismus zu sterben.
Unsere Hochbetagten dürfen seit ein paar Jahren vermehrt vor sich hin dämmernd sterben, im Pflegeheim und zerfressen von Krebs, Osteoporose und oft noch obendrauf einer Demenz. Gegen die Schmerzen bekommen sie nichts oder bunte Zäpfchen, die sie allerdings nur wirksam am Schreien hindern.

Seit vier Jahren bilden sie in der statistischen Graphik einen „Höcker“ (vgl. a.a.O., S. 3, Zit. S. 2).

Den trägt Covid-19 nun vielleicht ab.
Wenn wir nicht weiterhin alles Leben verbieten, um den Tod nicht sehen zu müssen.

(Bei den Krebskranken – nachzulesen auch in meinen gestrigen Zeilen hier – gucken wir ja nach wie vor erfolgreich weg; ebenso übrigens auch bei den Millionen Hungertoten, die unsere „Corona-Maßnahmen“ in diesem Jahr zusätzlich schon verursacht haben und noch verursachen werden.)

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