Am Meer

Werden mich unsere Enkel- und Urenkelkinder fragen: „Du hast doch alles gewusst, warum hast Du nichts getan?“

Seit etwa drei Monaten habe ich nicht mehr die Haut eines anderen Menschen berührt und ist meine Haut nicht mehr von einem anderen Menschen berührt worden.
Seit etwa zwei Monaten sehe ich nur noch einen Menschen ohne Maske und nicht auf einer Bildschirmkachel, sondern real – dann und wann.
Seit etwa einem halben Monat weiß ich, was ich zuvor mir nur allein gedacht habe: Dass dieses ganze Corona-Pandemie-Ding einfach nur Todesverleugnungswahnsinn ist, wie er seit langer Zeit schon unter dem knappen einen Prozent der Reichmächtigsten dieser Welt grassiert (es besitzt rd. 44% des Vermögens dieser Welt, andere Statistiken weisen 80% aus).

All das macht etwas mit mir, sogar mit mir, dem witwesken Eisbären. Den die Gattung „Mensch“ schon so lange vor allem anwidert. Der schon so lange allein ist. Der schon so lange an und mit seiner Todesangst arbeitet (und ja: gerade in letzter Zeit ist die nochmals erheblich kleiner geworden).

„Müde“ ist nicht mehr das passende Wort, auch nicht „verstummen“ oder „Sehnsucht“. Diese Worte und Zustände sind alle durch zu häufigen Gebrauch verschlissen.
Mein Zustand bewegt sich durch die Stille und durch die Berührungslosigkeit und durch den Wahnsinn der Todesverleugner = Sterbensverbieter = Menschheitsschänder* hindurch ins Jenseits dieser Worte.
{* Zu deren neuesten Menschheitsschändungen s. hier im Blog eines Ökonomen.}

Seltsamerweise sehe ich mich trotz allem noch einmal am Meer. (Das war vor elf Jahren unser Bild. Nie haben wir es einander genauer beschrieben, aber so sah es aus: der Lebensmensch und ich an einem leeren, nicht unbedingt sonnigen Strand vor dem Meer liegend auf unseren Strandhandtüchern oder auch auf einer Decke, nicht von Tränen, von der Gischt ein wenig salzig. Und wie beim Einschlafen, nur jetzt rücklings, Hand in Hand. Nebeneinander. Ein jeder bei sich, bei diesem Geruch und diesem Klang des Meeres, mit dem Körper auf dem Sand unter der dünnen Stoffbahn und inmitten der salzigen Luft. Und nur die Hände, vielleicht – wie so oft beim Einschlafen, nur jetzt rücklings – auch bloß zwei Finger beisammen, ineinander. Keine Fläche: ein Punkt.)

Nur weil ich jetzt allein am Meer sein werde, sehe mich dort unterm Deppich (den ich bekanntlich nicht habe, aber das macht ja nichts, denn auch ans Meer werde ich nicht mehr kommen: Unsere allmächtigen Todesverbieter und Menschheitsschänder haben es verboten auf immerdar zu all ihrer Wohl).

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