Heute letztes dichter

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Heute
:

Ich möchte nur noch schreien.

Ihr habt mir die Zwangsspritze angedroht, oder ihr habt dazu geschwiegen.
Ihr habt mir mit Arbeits- und dem Supermarktbetretungsverbot gedroht oder zu meinem dann anstehenden Hungertod geschwiegen.
Ihr habt mir monatelang das Menschsein verboten, oder ihr habt dieses Verbot beschwiegen.
Ihr habt den Alten, den Totkranken ein Mensch zu sein verboten, und ihr habt den Blick auf ihr einsames Krepieren gemieden.
Ihr habt den Kindern die Entwicklung verboten und damit unser aller Zukunft in eurem Gehorsamswahn zerrieben.

Ich kann nicht mehr, aber ich möchte nur noch schreien.

Ihr beginnt nun, euch gegenseitig ans Messer zu liefern.
Ihr beginnt nun, die Verantwortung von euch zu weisen.
Ihr beginnt nun zu sagen, was ich seit Jahr und Tag sage, obwohl ihr mir das Maul gestopft, meine Reputation vernichtet, meine Existenzmittel ausgelöscht und mich in den Chroniken ausradiert habt.

Ihr schweigt weiterhin über eure Schuld.
Ihr schweigt weiterhin über euer Versagen.
Ihr schweigt weiterhin über euer Schweigen, doch am Schweigen erstickt, wer es zu lange betreibt, und so schreit ihr nun laut in eurem Ersticken: „KRIEG!“ schreit ihr, ihr schreit nach dem Krieg, nach Vernichtung, denn

ihr habt viel zu lange geschwiegen.

Ich möchte nur noch schreien. Aber ich kann nicht mehr, denn
ich habe nie geschwiegen.

Heiser also gehe ich meinen Weg weiter.

Dass ich zu gehen weiß

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Wir sind die rote Linie, Herr Scholz!

Darauf vertraue ich.
Einmal war es soweit, doch dann tätigte ich zwei Telefonate – beide waren versprochen – und der Freund meines Lebensmenschen hat mich ans Leben verraten.
(Ich wünsche ihm bis heute, was ich hier nicht schreiben kann, aber ihm weiterhin inständig wünsche.)
Jetzt weiß ich: Keine Telefonate!

In den letzten paar Wochen ist wieder so viel durch mich durchgegangen, hat an mir gezerrt, mich gestaucht und getreten.
Das Übliche der faschistoiden Politik, das ich zu einem Bruchteil hier dokumentiert habe.
Persönliches, das ich nicht dokumentieren muss, weil es ubiquitär ist: Verrat.
Privates, das ohnehin niemand versteht (ich musste zum Beispiel nun zum fünften Mal des Lebensmenschen und mein Arbeitszimmer, die wir nie zu nutzen wirklich in den Genuss kamen, vermieten als Wohnung, und wissend, was das für verlorene Privilegien sind, reibt mich diese Vermietung immer noch auf – ja, versteht niemand, muss auch niemand verstehen, weil ab irgendwann ein jeder Mensch so ein Privates mit sich schleppt, das niemand versteht).
Und Testamentarisches, weil ich an Mitläuferinnen nichts zu vererben habe.

Ja, keine Telefonate am Ende!
Und schon jetzt nur noch dann und wann.

Ich habe noch einmal (wie immer seit 12 Jahren alles im Sale) zwei Kleider und drei Orchideen erworben; die Pflanzen sind mir wichtig, für sie erwarb ich auch Töpfe. Ob ich die Kleider je tragen werde, halte ich für fraglich. Die Pflanzen stehen neben dem Schreibtisch im erneuten Fast-Alles-Zimmer. Sie stehen da: Blühend in saftigem Grün. Mehr nicht. Nicht weniger.
(Dann und wann sehe ich sie an und mir schleicht sich ein Lächeln in die Augenwinkel, das sich ausbreitet und alle etwa 46 Gesichtsmuskeln ergreift – ein Lächeln!)

Heute war wieder Montag, also Montagsspaziergang. Und heute war hier wieder mal ein „Livestreamer“ dabei, diesmal einer, der sich zur „Antifa“ bekennt. Er hat mit fast jedem seiner kenntnislosen Kommentare bewiesen, dass er das ist: Einer von den einst „Antifa“ genannten, nunmehr „Profa“ zu nennenden Spontan-Moral-ÜberbietigheimerInnen, die außer sich selbst nichts kennen und nichts wollen.
Ich finde seine Live-Doku unseres Spaziergangs durch seine sich selbst als ahnungsloses Häschen offenbarenden ad-hoc-Kommentare genial, nicht zuletzt, weil er sich am Ende die Zähne an uns als basisdemokratischer Graswurzelbewegung ausbeißt.
Deswegen kommentierte ich dort: „Besten Dank für die Dokumentation! Besonders apart finde ich Ihre Kommentare, in denen Sie Ihre Ahnungslosigkeit von keiner Scham gebremst kundtun; der Kontrast zu den Kenntnissen der Montagsspaziergänger ist ebenso immens wie peinlich. Ich empfehle Ihnen Lektüren, z.B. die der NachDenkSeiten oder von Corodok.de.“ + „Im Amtseid der Bundesregierungsmitglieder ist übrigens leider tatsächlich vom „deutschen Volk“ die Rede – wie gesagt: Lektüre bildet.“ (Natürlich veröffentlicht dieser Streamer meine Kommentare nicht.)
https://www.youtube.com/watch?v=5BQmj0YgeuY

Und gleichzeitig lernte ich heute im Verlaufe des Abends Einiges:
Laut diesem Streamer-Häschen, das die Mehrheitsmenschen repräsentiert, unter denen ich mich schon lange nicht mehr bewege, weshalb ich immer dankbar dafür bin, auf deren Denken aufmerksam gemacht zu werden – laut diesem Streamerhäschen also bedienen wir grundsätzlich Pösenpösen uns „rechter Symbolik“ bei Folgendem:
– bei Kritik des ÖRR (Medienkritik ist also per se heute faschistisch, wenn sie den etablierten Medien gilt),
– bei der Verwendung von staatlichen Statistiken,
– bei der Forderung, PolitikerInnen und andere Menschen in Führungspositionen für ihre Fehler und Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen,
– beim Hinweis auf die Verbrechen des Ukraine-Regimes von 2014-2022 (die damals auch durch den ÖRR der BRD gingen),
und noch bei ein paar Dingen mehr sind wir wieder rechts, pöse und Nazis laut diesem Livestreamer-Schafslöckchen, das vermutlich immer noch (für) die Mehrheit hierzulande löckt.
{ Sollte er sich je hierher verirren, starte ich mit einer ganz freundlichen Frage: Ansar, warum streamst Du nur dich selbst kommentierend, nicht aber mit den Menschen in ein Gespräch kommend, die Du ungefragt aufnimmst? }

Mein „Glaube“ an die menschliche Gattung hat durch dieses offenbar für das Denken der Masse der Menschen stehende Video erneut eine große Delle erhalten: WIE BLÖD WERDEN DIESE MENSCHEN EIGENTLICH NOCH?!

– Doch was geht mich die menschliche Gattung an?
Ich bin ein witwesker Eisbär, der sich geschworen hat, nicht – so wie meine Großeltern – als Mitläufer bei der Vernichtung der menschlichen Vernunft zu sterben.
Ich werde, solange ich lebe, gegen die Vernichtung der menschlichen Vernunft kämpfen.
Doch ich werde, wenn diese Gattung mehrheitlich die Vernichtung ihrer Vernunft befürwortet und von keiner Minderheit mehr Widerstand dagegen geleistet wird, dieser Gattung „Mensch“, die sich dann anders nennen muss und wird, nicht mehr im Weg stehen.

Dass das Projekt „Aufklärung“ stets hochprekär war, weil es anstrengend, schmerzvoll und voll bitterer Einsichten ist, war immer klar.
Dass aber all seine zutiefst menschlichen Offenbarungen, all seine freudvollen Belohnungen, all seine überraschenden Geschenke jetzt gar nichts mehr gelten, dass freies Denken, offene Kritik, die Zimtnüsse der Erkenntnis, das Labsal kritischer Diskussion, die Wonnen gemeinsam entdeckter Selbstwidersprüche jetzt gar nichts mehr gelten,
das trifft mich ins Mark.

Noch betreibe ich dieses Projekt „Aufklärung“.

Dass ich zu gehen weiß, macht es mir leichter.

Zwischendurch gedacht – und gelacht 2: Witweske rote Fahne!

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Witweske rote Fahne

Ja, tatsächlich: Hüpfendes Zwerchfell war wirklich schon heute, nein: schon wieder gestern bzw. am Wochenende, trotz allen Regens! Wie erwartet, beim Auto-und-Fahrrad-Korso auf dem flitzeroten Fahrrad mit der niegelnagelneuen, noch flitzeroteren als mein Fahrrad Fahne, die ab jetzt nur ganz schlicht rot ist, ohne jedes Symbol und ohne jede Aufschrift irgendwelcher Gruppierungen (gelernt ist gelernt!).
Dieser Korso fährt seit zwei Jahren. Gegen den Corona-Wahnsinn. Nunmehr auch gegen den Kriegswahnsinn. Und gegen den digitalen Kontrollwahnsinn, gegen die Demokratie-Schredderung sowie gegen den woken Totalitarismus. – Kurzum: Dieser Korso fährt FÜR die Wiederkehr der menschlichen Vernunft.

Ich fahre dort auf dem flitzeroten Fahrrad seit einem guten Jahr ab und an mal mit. Die Menschen dort sind in der Mehrheit bürgerlich-rechts. Eine rote Fahne also muss da vorhanden sein. Und ich habe sie. In meinem Herzen, als ich dort meine allererste „Demo-Rede“ hielt, Silvester 2021 in strömendem Regen unter einer Brücke vor der Berlin-Filliale des „Spiegel“ über die Aufdeckungsreportage des „Spiegel“ zum Schweinegrippenskandal von 2018.
Nunmehr habe ich die rote Fahne auch in der Hand. Und am schon immer flitzeroten Fahrrad. Ich entsinne mich an meine erste rote Fahne: 2022 erhielt ich sie, sie trug ein Symbol und einen Schriftzug – und ich lachte doppelt: Mit Mitte 50, und dann noch zum ersten Mal, so ein Ding, tja. Und dann noch mit Symbol und Schriftzug …

Jene rote Fahne mit Symbol und Schriftzug habe ich mittlerweile verschenkt. Und weiß: Nie wieder werde ich Fahnen mit Symbolen und Schriftzügen tragen.
Aber eine schlichtweg rote Fahne habe ich nun erworben, ans flitzerote Fahrrad gebunden und werde sie weiterhin tragen, dann und wann.
Dass die mehrheitlich bürgerlich-rechten Menschen des Auto-und-Fahrrad-Korsos Berlin sie nicht nur dulden, sondern in ihrer Gruppe begrüßen, hat mich Manches gelehrt und freut mich bis heute – danke!

Man hat mir das Pionierlied „Ich trage eine rote Fahne“ zukommen lassen. Mir ist dadurch erst recht klar geworden, dass unzählige Menschen hierzulande mit einer „roten Fahne“ unzählige Dinge verbinden, dass eine „rote Fahne“ ungezählte Assoziationen auslöst, und dass darunter auch ungezählt viele entsetzliche Erinnerungen sind.
Vielleicht, weil ich meine eigenen entsetzlichen Erinnerungen habe, vielleicht deshalb entscheide ich für mich:
Ich trage nun eine rote Fahne.
Denn dass aus Selbstverantwortung Fremdverantwortung entsteht, aus Möglichkeiten Verantwortlichkeiten und aus alle dem erst die Freiheit von und zu, also die Verwirklichung der menschlichen, der humanen Vernunft – das haben (mir) bislang nur die kommunistischen DenkerInnen plausibel gemacht.

Respekt aber habe ich vor allem Denken, wenn es wirkliches Denken ist statt nackter Ideologie, wenn es also 1. kategorisch zweifelt am Bestehenden und den Ergebnissen der eigenen Denkoperationen, 2. die eigenen Denkprozesse offenlegt, und 3. zur Selbstkorrektur im Falle eines erkannten oder nachgewiesenen und eingesehenen Fehlers bereit ist.

Zwischendurch gedacht – und gelacht (1)

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

All das, inmitten dessen ich lebe – das System, die Gesellschaft, die Menschenmehrheit –, ist nunmehr völlig krank, pervers, entmenschlicht, so dass im Laufe der letzten drei Jahre, in denen sich all das endgültig entwickelt hat, meine Verzweiflung größer geworden ist, als ich es bin. Ich kann sie nicht mehr fassen, in mir.

Einst erlebte ich ein strukturell ähnliches Anwachsen der Verzweiflung zusammen mit dem Lebensmenschen. Damals hat es nur 15 Monate gedauert und es betraf eben nicht nur mich, sondern auch ihn.

Nunmehr aber bin ich nur noch für mich selbst verantwortlich inmitten all dessen da an diesem mittlerweile völlig enthemmten Irrsinn, der jetzt die gesamte Gattung betrifft, die es zum größten Teil nicht einmal merkt; vermutlich, weil sie daran höchst beflissen und vollständig unbewusst mitarbeitet.

Und langsam schält sich in mir, die ich es ja kenne, wenn nichts mehr stimmt und die Menschen einem einfach nur blanken Irrsinn sagen – langsam schält sich in mir etwas heraus, das ich von damals nicht kenne (jedenfalls nicht so klar).
Wahrscheinlich, weil ich nur noch für mich selbst verantwortlich bin.

Kennen tu’ ich das mit der Verzweiflung. Die immer größer wird. Bis sie nicht mehr zu fassen ist. (Und mich stimmt froh, dass ich aus den Erfahrungen von damals gelernt habe, wie das gehen kann, aus seiner kaputten Fassung zu entweichen.)
Neu ist: diese glucksende Lust auf Lachen.
JA! Ich will lachend sterben. Und will meinen Lebensrest bis an meinen Tod immer wieder mit einem vor lautem und stillem Lachen hüpfenden Zwerchfell verbringen.

Den Anfang habe ich schon längst gemacht. (Ist mir erst jetzt klar geworden.)
Weiter geht es!
Mit dem witwesken Eisbären und der roten Fahne. Vielleicht hier im nächsten Zwischendurchgedanken. Mit ziemlicher Sicherheit aber am Samstag auf dem flitzeroten Fahrrad beim Berliner Auto-und-Fahrradkorso für Frieden, Freiheit und Selbstdenken.

No pasarán! (Totalitäre, faschistoide, coronoide, panische und anderweitig größenwahnsinnige Menschen haben keinen Humor. Das hat die Geschichte nun wirklich hinreichend bewiesen. Und die dürfen damit nicht durchkommen!)

Ans Meer!

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Ans Meer!

Mittlerweile finde ich es frivol, hier in meinem privaten Blog, der nun seit bald drei Jahren aber zu einem der vielen Orte geworden ist, an denen die Menschen Zeugnis ablegen von dem Irrsinn der menschlichen Gattung, welcher diese endgültig seit dieser Zeit beherrscht und zu immer entsetzlicheren Worten und vor allem Taten antreibt –, mittlerweile also finde ich es unanständig, leichtfertig, schamlos, hier in meinem Blog und sogar in meinem Leben mir einen Wunsch bewusst zu machen, einzugestehen oder gar zu „verfolgen“, den ich nun wohl seit bald 15 Jahren in mir habe.

Aber das hier ist mein privater Blog.

(Und kein Tagebuch, ein Blog, weil ich – noch immer – nicht imstande bin, auf die Illusionen zu verzichten, dass die einstigen FreundInnen wissen möchten, wie es mir geht, und dass sie mich hier immer kontaktieren könnten, wenn sie es denn wollten; und weil ich auch noch immer nicht auf die Illusion verzichten möchte, dass das, was ich zu sagen habe, nicht gänzlich banal sei, sondern wahrhaftig und auf LeserInnen trifft.)

Jedenfalls fällt es mir zunehmend schwerer, in diesen Zeiten mein witweskes Kleinklein hier, wo doch einst ein Ort dafür sein sollte, niederzuschreiben.

Heute mache ich das.
Denn gerade vorhin wieder hörte ich dieses Rauschen, spürte ich mich sanft auf und in und unter den Wellen, derweil ich auf dem flitzeroten Fahrrad saß und dann noch einmal für Sekundenbruchteile im Kurs.

ICH WILL NOCH EINMAL ANS UND INS MEER.
Keine Nord-, keine Ostsee. Und auch keine Adria.
Ich will noch einmal das Meer! Im Frühjahr, Sommer oder Herbst.
Ich will den Atlantik in Portugal oder meinetwegen auch die costa de la luz.

Ich will noch einmal das Meer und die Wärme und den Geruch von Pinien. Aber vor allem: das Meer.
Und diesmal nicht für zwei Wochen. Ich will noch einmal das Meer – und zwar für mindestens einen Monat, besser noch zwei.

Vor drei Jahren schenkte mir eine spanische Teilnehmerin „meines“ Integrationskurses (einen herzlichen Gruß an Paula!) eine ganze Schachtel voll von diesen ebenso berühmten wie leckeren Veilchenbonbons, die hier in meinem Fastalleszimmer immer noch zu vier Viertel gefüllt an einem Nagel hängt (die schmecken so göttlich, dass ich Ehrfurcht davor habe).
Wünsche sind genauso: Wenn man sie sich nicht irgendwann auf der Zunge zergehen lässt, verklumpen sie zunächst, um dann vertrocknet zu zerstäuben.
Nur ist vor 12 Jahren meine Zunge vom Tod getroffen worden: All meine privaten Wünsche – und eigentlich gibt es nur noch einen, und der lautet: Ans Meer! – rollen mir im Kopf herum und finden keinen Weg mehr nach draußen und schon gar nicht in die Realität. Sie sind ziemlich verklumpt und langsam beginnen sie zu vertrocknen.

– Ans Meer!

{Memo @ me: Ich war schon so weit weg vom Lebensmenschen&mir hin zum Meer und meiner Sehnsucht gekommen, so weit: diese Opern-Abos zeugten davon: Hin-undWeg-Sein-Können in der Musik, mein Lachen, die Kleider (nie trug ich Kleider, seitdem ich 18 bin); ich war so weit gekommen in der Präsenz, im Carpediem, im Hier&Jetzt, in der Unbeschwertheit.
Es kam der Corona-Totalitarismus.
Und ich weiß nicht mehr: Dürfen solche wie ich wirklich nie unbeschwert sein? Oder ist das alles nur so ein Zufall wie die jeweiligen Umstände, die zum uns allen gott*seidank garantierten Tod führen?}

Sie versuchen, davon zu kommen

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Anlässlich einer neuen Versöhnungsforderung durch eine Täterin, diesmal die SED_SPD-Köpping aus Sachsen (davor schon all die andern, zuletzt Alena Buyx: https://www.corodok.de/bang-buyx-schwarz-weiss/) schrieb ich heute etwas, das ich hier im Witwesk für mich dokumentieren möchte:

Es war, ist und bleibt ganz einfach:

Die Täterinnen und Täter haben keine Recht auf Erden (nirgends!), das ihnen gestatten würde, Versöhnung zu fordern.

Kein Vergessen (niemals!)!
Und solange keine Aufarbeitung inklusive juristischem Zur-Rechenschaft-Ziehen sowie Verantwortungsübernahme erfolgt ist: kein Verzeihen!
(Ich persönlich werde – sofern ‚meine‘ TäterInnen, also die in meinem näheren Umfeld, jemals ihre Verantwortung für diesen unmenschlichen Wahnsinn anerkennen sollten (wovon nicht auszugehen ist) – verzeihen. Aber ich werde mich nie wieder mit ihnen „versöhnen“, werde sie nie wieder innigen Teil meines Lebens sein lassen, denn NIE wieder werde ich ihnen vertrauen können, NIE mehr!)
https://www.corodok.de/koepping-wirklich-zeit/?unapproved=176708&moderation-hash=ba8a0b479d1404035c32f45fb681e4d6#comment-176708

Menschlichkeitsgutzel

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

„Gutzel“ heißt auf Pfälzisch Bonbon.
Heute, nein, schon wieder gestern beim Montagsspaziergang durfte ich eins ganz langsam in meiner Mundhöhle schmelzen lassen.
Eine Frau mit anglophonem Akzent und vielleicht wenigen Lebensjahren mehr als ich, die seit einiger Zeit mitspaziert und mit der ich mich ein- oder zweimal kurz unterhalten hatte, sprach mich an, um mir gute Hinweise zum stimmlichen Umgang mit dem sperrigen Megafon (ein Dauerfrust-Thema) zu geben. Später dann sprach sie mich noch einmal an. Ich hätte irgendwann erwähnt, dass mein Mann gestorben sei. Wann denn? Oh. Und ob ich denn sicher sei, dass er jetzt mitspazieren würde? Wieder antwortete ich. Und fragte sie, ob sie einen Partner hätte.
Ja, tot, seit acht Jahren.
Da sagte ich, dass mir der Lebensmensch bis heute fehlt, ganz grundsätzlich fehlt.
Die andere Witwe sagte nur: Ja, mir auch, ich kann gar nicht sagen, wie.
Danach haben wir zwei noch darüber sprechen können, wo uns unsere Lebensmenschen fehlen und wo wir einfach nur froh sind, dass sie das alles nicht mehr erleben müssen (es gab jeweils Unterschiede, wundert das?).

Ein paar Jahre vor Corona waren solche Menschen wie wir von der Wisch-und-Weg-Gesellschaft der TodespanikerInnen zu Kranken deklariert worden, uns hat man die Diagnose „pathologische Trauerreaktion“ verpasst, die demnächst auch eine eigene ICD-Nr. bekommen wird (ich habe in diesem Blog vereinzelt darüber berichtet). Das war getan worden von Menschen, die entweder nie einen grundstürzlerischen Verlust in ihrem Leben erleiden mussten, weil sie nie eine grundstürzlerische Liebe erlebt haben, oder die sich darüber hinweggedrängt und selbigen und selbige verdrängt haben.
Relativ schnell war mir das weitgehend egal. Weitgehend, denn nicht nur das Unverständnis, sondern insbesondere die Feindseligkeit, die ich als meinem Toten unverbrüchlich verbundene Witwe v.a. bei Männern hervorrief, warf mich beständig in eine Fremdaggression, die mir das Ignorieren meiner Pathologisierung erschwerte. Und die einen Zorn in mir wachsen ließ, der bis heute blüht und gedeiht, weil nichts aufgehört hat.

Gestern da, dieses kurze Wort der Witwenschaft: Mir fehlt er auch, ich kann gar nicht sagen, wie – nach acht, nach zwölf, nach langen Jahren
das war mir ein Menschlichkeitsgutzel.
Lange balancierte ich es vorsichtig in meiner Mundhöhle, mich erprobend an seiner Süße, die dann und wann durch Säure aufgeschreckt wurde, und natürlich klemmte es irgendwann scharfkantig kurz mal an der Zunge fest, eine kleine Schrunde hinterlassend. Noch immer schwebt mir der Geschmack im Mund und dieses kleine scharfe süße Weh auf der Zunge.

Es ist völlig in Ordnung, wenn man seinen toten Liebsten nicht ersetzt, ihn nicht vergisst und ihm im Gegensatz zu sich selbst verzeiht.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Schon am 30. Dezember, als ich den 30.-Dezember-Eintrag hier schrieb und über die seltsame Erfahrung während dieses Films zwei Tage zuvor nachdachte – ach Quatsch! Schon viel früher, spätestens seitdem ich die Menschheit wirklich verloren gebe, arbeitet es in mir.
Also seit etwa einem Vierteljahr endgiltig (sic), seitdem ich das erleben muss, was schon 1945 – nach noch ganz anderen Menschheitsverbrechen! – war (ich lese immer noch Victor Klemperers Nachkriegstagebuch).

Sie versuchen, davon zu kommen.

Und diesmal sind sie in der Überzahl. Und die Mehrheit dieser Überzahl ist psychisch völlig defomiert durch den Dauerbeschuss mit Panik und Drohung und Nudging in der medialen Dauer-Propagagashow.
~
Heute, beim Spaziergang erlebte ich seit langer Zeit wieder, was ich insgesamt extrem selten erlebt habe: Es ist völlig in Ordnung, um einen Menschen und ein gemeinsames Leben zu trauern – auch nach x, auch nach 12 Jahren noch. Es ist völlig in Ordnung, sein Lebensexperiment als grundstürzlerisch gescheitert erlebt zu haben und fürderhin nur noch, erst recht nach den letzten drei Jahren nur noch

Menschlichkeitsgutzel
zu sammeln, um sie mir mal sofort, mal erst lange später, mit klammen Fingern sie auswickelnd, in den Mund zu schieben und dort zu balancieren, bis auch das letzte Bisschen Süße und Säure vergangen sind.
Es ist völlig in Ordnung. Kämpfen. Aufgeben. Leben. Sterben.
Und während all dessen werde ich künftig und hoffentlich bis an mein Ende die mir gereichten Menschlichkeitsgutzel sammeln, sie dann und wann auswickeln, mir in den Mund schieben und sie dort balancieren, bis sie – dann und wann unter leichter Schrundenbildung auf Zunge und Wangeninnerem und bei süßsalzigstem Wohlgeschmack – sich aufgelöst haben werden, wie ich mich irgendwann in meinem Leben aufgelöst haben werde.

Es ist mein Leben. Das hat keine Verbindung zu irgendeinem anderen Leben, das habe ich 2009-2011 endgültig erfahren. Es hat sich unter Corona nur um den Faktor 10 verstärkt wiederholt.

Es ist mein Leben, es ist mein Tod. So haben bis 2020 unzählige Hochbetagte hierzulande gedacht. Doch dann kamen Merkel, Scholz, Drosten, Wieler, Priese- und Brinkmann, Lauterbach und die anderen. Und die haben ganz anderes gebracht. Die haben einen grausamen Tod von ihren eigenen Gnaden gebracht über unzählige Hochbetagte hierzulande.

Ich bin nicht hochbetagt, und ich werde den Teufel tun, aber nicht innerhalb dieses totalitären Regimes hochbetagt werden, doch ich sammle von nun an Menschlichkeitsgutzel.
Manche davon hebe ich hier auf. Für spätere Menschen. (Man weiß ja nie, vielleicht gibt es die sogar.)

30. Dezember

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Der 30. Dezember – unser Tag, der, an dem der Lebensmensch auf meine Frage, ob wir es miteinander versuchen wollen würden, ja gesagt hat.
Seitdem war klar, dass, sollte je eine Heirat erwogen werden, ich ihn fragen würde. (Allerdings war das für ihn einige Zeit lang nicht so klar wie für mich. Doch wir haben uns am Ende geeinigt.)

Heute jährt sich unser Tag zum 26. Mal.
Außer uns wusste niemand von diesem Tag.
Seit unserem Tod wissen immer mehr Menschen davon, weil ich immer wieder erklären muss, warum ich da für niemanden zu sprechen bin. Und nun steht schon seit längerer Zeit „unser“ Tag auch hier breit in der Öffentlichkeit (aus täglich etwa 10 BesucherInnen).

Zwei Einträge hier habe ich wieder gelöscht, bevor ich sie veröffentlichte. Der heutige wird stehen bleiben. Zu überlegen ist, ob künftig nicht alles stehen bleiben wird, geht es doch ums Zeugnis Ablegen.
Aus der Versehrung heraus. Denn dass und in welchem Umfang ich das bin (und mir mit weltweit Millionen, eher Milliarden Menschen), dämmert mir erst langsam.

Sie haben zugesehen, sie haben mitgemacht. Die FreundInnen, die Familie, die NachbarInnen, die KollegInnen, die Bekannten. Sie haben zugesehen, sie haben mitgemacht.
Als uns – denen, die Fragen stellten und stellen, wo das doch seit Juli 2020 verboten ist – alle Menschenrechte abgesprochen wurden, wir zu unwertem Leben erklärt wurden, dem man die ärztliche Behandlung verweigern müsse oder das dafür selbst zahlen müsse (https://www.rnd.de/politik/berlin-ungeimpfte-corona-patienten-sollen-behandlung-selbst-zahlen-fordert-kassenaerztliche-QLD6BB35D3SN5TLFEBX7N52HBA.html,
https://www.heise.de/tp/features/Ungeimpfte-bald-ohne-Arzt-6270220.html,
https://www.rnd.de/politik/berlin-ungeimpfte-corona-patienten-sollen-behandlung-selbst-zahlen-fordert-kassenaerztliche-QLD6BB35D3SN5TLFEBX7N52HBA.html,
https://www.kvhb.de/praxen/nachrichten/detail/praxen-vor-gericht-ungeimpfte-haben-recht-auf-behandlung und so weiter …),
als uns – denen, die verbotenerweise Fragen stellten und stellen – damit gedroht wurde, nicht mehr arbeiten gehen (https://www.berliner-zeitung.de/news/merz-schlaegt-lockdown-fuer-ungeimpfte-und-2g-am-arbeitsplatz-vor-li.196709) und keine Lebensmittel mehr kaufen zu dürfen (https://www.fr.de/wirtschaft/2g-supermarkt-aldi-lidl-rewe-corona-regeln-ungeimpfte-einkaufen-shopping-lt-91048683.html),
als wir – die, die verbotenerweise Fragen stellten und stellen – zu den Feinden der Gesellschaft erklärt wurden, die sie tyrannisieren würden (https://www.philomag.de/artikel/tyrannei-der-ungeimpften-zugespitzt-aber-ethisch-richtig),
und vom frisch von etwa 23 Mio. WählerInnen zum Bundeskanzler gekürten Herrn zur „extremistischen Minderheit der Hasserfüllten“ (etwa 18 Mio Erwachsene) deklariert wurden, denen man ohne rote Linie entgegentreten müsse (https://www.rnd.de/politik/scholz-in-seiner-ersten-regierungserklaerung-dieser-winzigen-minderheit-der-hasserfuellten-werden-XCWZJPJJZFDHDM73Y263YFGX24.html).
Ich habe mich damals gefragt, ob Scholz Schießbefehl erteilen wird auf die MontagsspaziergängerInnen, zu denen ich gehörte und weiterhin gehören werde und auch bei Schießbefehl gehört hätte.
~ ~ ~
Ich schreibe aus der Versehrung heraus. Denn die Mehrheit hierzulande hat wieder einmal mitgemacht. (Den FunktionärInnen traute ich schon immer alles zu, aber dass die Mehrheit, dass fast alle FreundInnen, die Familie, die NachbarInnen, die KollegInnen, die Bekannten mitgemacht haben, das ist, als wäre ich unter irgendwelche eisernen Räder gekommen.)

Und nichts, gar nichts ist vorbei, nur weil der Oberpopanz des ganzen Wahnsinns hierzulande, Christian Drosten, nun die von ihm erfundene Pandemie für beendet erklärt hat, die eine Überlebensrate von durchschnittlich 99,9 Prozent aufweist und damit deutlich besser abschneidet als eine normale Grippe-Epidemie (das hat John Ioannidis, einer der weltweit renomiertesten Epidemiologen, schon 2020 errechnet und nunmehr, peer-geprüft, erneut: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S001393512201982X).
Nichts, gar nichts ist vorbei. (Und das nicht etwa, weil der Unterpopanz des ganzen Wahnsinns hierzulande, Karl Lauterbach, leugnet, dass jene erfundene Pandemie zu Ende wäre.)
Vielmehr ist alles auf den Weg gebracht.

Der ganze Irrsinn des totalen Überwachungsstaates ist nun auf den Weg gebracht.
Allerorten zückt sie das Smartphone zwecks Einlass, Zahlung, Mitgliedschaft, Transport, Zugang, Dienstleistung, Identitätsfeststellung, sie: die Wisch-und-Weg-Generation.
Die Corona-Panik wird durch die Klima-Panik ausgetauscht und die Massen lassen sich weiterhin bereitwilligst verstümmeln in ihrer Menschlichkeit.

Der ganze Irrsinn ist auf den Weg gebracht.
Und die Generation unserer Kinder will es offenbar so (ich sehe eine junge Verwandte mit ihren ganzen China-Lobpreisungen, die sie halbstündlich ins Handy wischt; ich sehe diese nochmal zehn, fünfzehn Jahre jüngeren Profa-Dummies, die sich für „links“ halten, wenn sie „Solidarität“ brüllen und damit Alte und Sterbenskranke in den Einsamen Tod schicken und ihre mal eben tot umfallenden AltergenossInnen ignorieren; ich sehe diese 40-Jährigen mit Spritz-Schäden, die beteuern, dass sie sich auch den fünften Schuss noch verpassen lassen werden).

{Ganz persönliche Bilanzen: 1. Der Tod reißt nach wie vor sinnlos Menschen mit sich fort, statt einfach seiner notwendigen Aufgabe nachzukommen und uns Alte zu erlösen – wieder einmal habe ich an dem Roman „WEG SEHEN“ nichts zu ändern: Nun riss der Tod einen 46jährigen Bekannten, der auf dem Weihnachtsmarkt beim Verzehr einer Bratwurst starb. 2. Der Verrat reißt nach wie vor Löcher in mein Herz, weil ich so dumm bin, Menschen zu vertrauen; wenigstens das aber kann ich beenden. – Und 3. Wer wen bezwingt, mein Tod mich oder ich ihn, dass er endlich komme, wird sich noch zeigen.}

Heute ist unser Tag.
Ich erlebe ihn zum 13. Mal allein.
In den ersten vier, fünf Jahren blickte ich leer in eine leere Zeit. Die füllte sich dann wieder ein wenig, ein paar Farben hier, ein paar Klänge da.
Jetzt aber blicke ich trostlos in eine rapide sich entmenschlichende Zeit.

Und frage mich: Wenn unsere Kinder das so wollen: big brother’s brave new world mit jemandem, der ihnen alle 10 Meter sagt, was sie dürfen und was nicht okay ist; mit allem bei Wohlverhalten und sonstiger Wallet-Füllung jederzeit Zugänglichem, um das sie sich nicht mehr kümmern müssen, weil es ihnen nicht gehört; mit einem öffentlichen Körper und einem gläsernen Leben, weil sie sich sonst nicht mehr wahrnehmen können; mit völliger Ignoranz jenes Lebens außerhalb ihrer regenbogenfarbigen Blase – wenn die das so wollen (weil wir so entsetzlich versagt haben),
wer sind wir dann, dagegen anzukämpfen?
Das wäre das Ende der Menschheit und der Beginn einer neuen Gattung, die mit dem, was die Menschheit ausgemacht hat – Staunen. Empathie, Neugier (und damit das Bedürfnis nach einem privatem Selbst), Emotionen, Respekt vor der Endlichkeit u.s.w. – nichts mehr zu tun hätte.
Doch wenn die das so wollen, wer sind wir, die – unsere Kinder – daran zu hindern, auch noch das letzte bisschen Menschlichkeit aus der Welt zu treiben?

Ich jedenfalls habe mein Leben gelebt. Es hat vor 12 Jahren geendet.
Das bisschen Farbe, das bisschen Klang, das in den Jahren danach kam, ist längst wieder ausgelöscht worden durch diese entmenschten Wisch-und-Weg-Menschen, die bereit waren und bereit sind, mich und Millionen, eher Milliarden andere Menschen verhungern zu lassen, indem sie uns den Zugang zu Lebensmitteln sperren.
Einfach weil wir eine andere Meinung haben.
Und Argumente.
~ ~
Heute ist unser Tag.
Nie in den 13 Jahren, da ich ihn allein erlebe, war ich so trostlos.

Und nie so glücklich darüber, diese ganze ungeheuerliche Katastrophe ohne den Lebensmenschen zu erleben – er wäre so unausdenkbar verzweifelt, dass mich die Vorstellung daran fast zersägt.

Die Erinnerung aber an jenen 30. Dezember 1996 birgt für mich das (damals auch von uns nicht gelöste, aber erlebte) Rätsel der Menschlichkeit; und ich weiß mich geborgen.

Deshalb und dafür: No pasarán!

{Vorgestern war ich im Kino. Zum 2. Mal seit unserm Tod. Und habe mir den Nachfolger jenes Films angeschaut, der unser letzter war. Ich war mitten im Zoopalast (den ich sonst so meide wie alle Etablissements, die mich als Mensch vor einem Jahr monatelang verboten haben) unter 750 weihnachtsbeseelten Familien- und Pärchen-Menschen und habe mir „Avatar. The Way of Water“ angesehen. Und meinen Toten neben mir gewusst, als Toten, dem ich nie wieder begegnen werde, der aber vor 13 Jahren neben mir im Kino am Potsdamer Platz saß, chemoversehrt, arzttraumatisiert, chirurgisch aufgerissen und nie wieder verheilt, und den 1. Teil von diesem Film mit mir ansah.
Mir war vorgestern da in diesem Kino sehr bewusst, dass ich allein bin. Jetzt, nach allem, nach diesen drei Jahren, noch viel mehr allein (nicht: „einsam“) als je zuvor.
Dieser Film beschwört – ausgerechnet – die „Familie“. Und ich begriff erneut: Mein Weg ist ein anderer. Keine Verlogenheit!
~ Nach mehr als 15 Jahren ohne Schnorcheln war das Meer in diesem Film einfach herrlich. Vielleicht, vielleicht komme ich doch noch mal ans und ins Meer. Vielleicht. Aber nur, wenn sie nicht durchkommen.}

(Freie) Linke und ich – oder: Was heißt kritisches Denken?

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Genau besehen, war es nur eine Frage der Zeit.
Bis ich mich von den Freien Linken wieder verabschieden würde. Denn auch die sind wie heutzutage hierzulande alle Linken: konfliktunfähig und selbstverliebt, harmoniesüchtig und betriebsblind.
Und jetzt zensieren sie auch noch. – Wie immer natürlich sich auf der Seite der Guten wähnend, derweil sie weibliche ‚Genossen‘ (jaja: sie sind ja alle ganz strikt gegen das Binnen-I), die die Wahrheit über ihr ausgefallenes rechtes Sichtfeld sagen, per Shitstorm (im 3,5-Mann-Wasserglas) wegblasen wollen und sich dazu ernsthaft des uralten frauenfeindlichen Topos vom „zänkischen Weib“ bedienen. – Als der mir nun auch noch unterkam, wusste ich endgültig: So viel Dummheit ertrage ich nicht mehr.
Doch eigentlich reicht es mir seit über einem halben Jahr.
Wenn dort kein kritisches Denken möglich ist, bin ich dort nicht möglich.

– Zensieren aber lasse ich mich von niemandem, schon gar nicht von irgendwelchen Möchtegern-„Linken“, die kein kritisches Denken aushalten (geschweige denn können).
Deshalb:

Neulich bei den Freien Linken
Von Corinna Laude

Wenn ich bei den Freien Linken bin, dann ist das wie im Fitness-Studio für Menschenerfahrung.

Am Anfang hat es mich Wochen gekostet zu begreifen, dass es zwei Gruppierungen gibt, die diesen Namen tragen, weil ihr Gruppen-Symbol auf Telegram so ähnlich aussah. Während dieser Wochen wollte ich so manches Mal schreiend davonlaufen, wenn ich in der einen dieser beiden Gruppen mitlas, und sofort mitarbeiten, wenn ich das in der anderen tat, was zu einiger Verwirrung führte – nicht nur bei mir.
Dann erfuhr ich von der „großen Spaltung“, die ein noch größerer Mythos war als der Ursprungsmythos der FL selbst. Allein: die Axt, die das bewerkstelligt hatte, wollte mir niemand zeigen. Mittlerweile weiß ich, dass es sie nicht gibt, sondern dass es vielmehr etliche kleine Risse, Reibungen und Ressentiments waren, die etwa ein halbes Jahr nach Gründung auch schon wieder zum Ent-Zwei geführt hatten.
Alternativen find’ ich immer gut, das große Einssein weniger. Also dachte ich: Genau richtig!

Zumal, als dann ein weiterer Buchstabe im Namen der anderen Freien Linken auch für weitere Klarheit im Erscheinungsbild sorgte. Diesen Buchstaben freilich überlesen manche bis heute, wie ich gerade wieder erfahren musste, als ich für Beiträge der Freien Linken mit dem Extra-Buchstaben zur Rechenschaft gezogen werden sollte. (Den Extra-Buchstaben kann ich derzeit noch schreiben: Er lautet Z. Doch wie man hört, schwindet er seit einigen Monaten aus verschiedenen digitalen Schreibprogrammen, sobald man ihn solo oder auch in Abbreviaturen verwenden möchte; vielleicht ist nun ja „Nollops Vermächtnis“ auch über uns gekommen.)
Die Z-ler unter den Freien Linken (FL) – als wollten sie ihrer Buchstaben-Vervollkommnung gerecht werden – schreiben viel. Um nicht zu sagen: Sie schreiben nur. Und sind schon längst in ein Sekretariat umgezogen.
Die FLer ohne Z schreiben wenig und tun viel. – Wie gesagt: Alternativen find’ ich immer gut, also bin ich da genau richtig.

Wiewohl – das sehen andere anders. Das habe ich nun schon öfter erfahren, da in diesem Menschenerfahrungsfitness-Studio.
Zum Beispiel das mit dem Linkssein. Seit Monaten ringe ich um eine für mich praktikable, also alltagstaugliche Definition, die Plattitüden vermeidet. Mein Ringen beäugen andere stirnrunzelnd, kopfschüttelnd gar: Das seien doch eh obsolet gewordene Kategorien – Mit den alten Begriffen verschrecke man nur die Leute – Wer wolle denn heute noch was vom Klassenkampf hören oder gar davon, dass er ein „Lohnabhängiger“ sei – Wir seien doch allesamt eine Menschheitsfamilie …
– Moment mal ! Wer „wir“ ?! Kriecht da etwa das große alternativlose Einssein hervor?
Und nochmals „Moment mal !“ Menschheitsfamilie ?! Diesen Begriff versuchte ich zu recherchieren, weil er mich intuitiv anwiderte (mir reicht schon die eigene blutige Verwandtschaft, da brauche ich keine mit der gesamten Menschheit). Ich stieß bei der Recherche auf die üblichen Verdächtigen – und da ließ ich mein Fitness-Studio-Abo erst einmal ruhen: Diese Menschenerfahrungen hatte ich bereits zur Genüge gemacht, dafür musste ich jetzt nicht erneut auf die Hyperextensionsbank.
Ich reduzierte also in diesem Sommer mein Abopaket auf Laufband und Crosstrainer – Ausdauertraining für Fortgeschrittene mit Schäden am Erfahrungsapparat. Außerdem kann man da gut seine Blicke und Gedanken schweifen lassen.

Beim Blickeschweifen beobachtete ich im Spätsommer eine Vorturnerin. Sie war mir schon zuvor aufgefallen, weil es von denen – m/w/d – in der FL eigentlich keine gibt. Diese Person aber hatte sich hochgeturnt zur stimm- und meinungsstarken Linksuencerin mit eigenen Kanälen, eigenen Followern, eigenen Merchandisingartikeln und natürlich eigenen Ego-Problemen.
Mir tat sie von Anfang an auch ein wenig leid, wie sie da als Demoeinsatz-Übung so rumpf- und kniebeugte, Megafon-Training absolvierte (immer noch ein Dezibel mehr), die Spiegelwände immer dichter um sich stellte.
Und mir taten ihre Fans leid, die allesamt nur die von ihr angebotenen sixpack-Kurse besuchten, und bei denen ich mich immer fragte, warum sie sich nicht darüber wunderten, dass es nur dieses eine Kurs-Angebot im ganzen Studio gab.

Jetzt aber hatte ich die Vorturnerin dabei beobachtet, wie sie im Geräte-Depot mit einem selbstbekennenden Rechtsradikalen (wie kam der hier ins Studio?!) auf den Yoga-Matten kuschelte.
Ich stellte sie zur Rede.
Sie stellte mich stumm, indem sie mich des Trainingsraums verwies, zu dem sie den Schlüssel besaß. Wie sich herausstellte, durch ein tütteliges Versäumnis (typisch für das selbstverwaltetet Studio) in Alleinbesitz.
Doch hatte es natürlich Zeugen gegeben.

Nun ist der Raum wegen Grundsanierung geschlossen. Es könnte sein, dass der Schimmelbefall so arg ist, dass er abgerissen werden muss. – Was war geschehen?
Die Vorturnerin hatte versucht, einen neuen Kurs anzubieten: „Entspanntes Kuscheln mit Rechten“. Sie hatte – ganz dem neoposthistorischen Pilates entsprechend – miniaturistische Trainingseinheiten entwickelt: Mal da ein zärtliches Winke-Winke zu Neonazis, mal hier ein winziger Hass-Stepp über MigrantInnen.
Doch sie hatte nicht bedacht, dass Freie Linke Räume sind wie Freie Linke selbst: LINKS und frei.
Zwar sind sie nicht die Schnellsten, und auch nicht die Stärksten, aber wenn sie einmal Ungerechtigkeit, kapitalistische Interessen, Rassismus, Faschismus – und Bigotterie – aufgedeckt haben, dann demontieren sie diese Konstruktionen bis auf die Grundmauern. Auch im eigenen Hause.
Und fangen neu an.

(Mein Tagtraum endet hier so schnell, wie er begonnen hat. – Wo hat er wohl begonnen?)

Todestrieb

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

„Todestrieb, wir werden hier Zeugen eines Triebgeschehens“, so sagte kürzlich jemand zu mir, und fuhr fort: „wie es periodisch immer wieder sich vollzieht in allen Gesellschaften, die an ihrem Ende angekommen sind. Anders kann ich mir das nicht mehr erklären“.
Mit „das“ meinte diese Person das Weltgeschehen der letzten Jahre – nicht nur der letzten drei.

Mich würgte es.

Nicht zuletzt wegen dieser unerhörten Lächerlichkeit:
Da bin ich witwesker Eisbär seit langen Jahren unterwegs zu meinem Tod, den ich begrüße, den ich auch schon mehrfach mehr als eingeladen habe. Und nun stehe ich seit bald drei Jahren mitten im Leben und kämpfe um der Menschheit willen für das Leben als Mensch.
– Weil die Menschheit, jedenfalls große Teile dieser Gattung und die Mehrheit hierzulande sich nun in den Wonnen des Todestriebs wiegt (denn diese Deutung leuchtet mir sehr ein).

Ja, wie albern ist das denn?!
Ich sollte ein absurdes Stück drüber schreiben. Stattdessen würge ich immer noch, weil es mich würgt.

Auch zu erkennen, wie sehr ich Spiegel bin dieses Todestriebgeschehens.
Ich fahre offen in den Gulli ein. Die Gesellschaft fährt Waffenforderungen auf. Doch wer soll die eigentlich bedienen – die Nicht-Kinder von Alof Scholz, die erwachsenen Söhne von J.R. Habeck oder als Kindersoldaten die Kinder vom Baerbock (w/m/d)?
Ich fahre offen in den Gulli ein. Die Gesellschaft fährt Totalitarismus auf. Doch wer kommt vor dem davon – die Berufsverbot-Erlass2.0-Innenministerin Faeser, die für die Antifa schrieb, die Talkshowmoderatorin Illner, die diesen neuen „Radikalenerlass“ unkommentiert stehenlässt, oder sonstigen Presse-Reste, die sich zum 3000-Mann-hohen Polizeieinsatz gegen eine terroristische Rentner-Combo inkl. Schnittchen, Sektchen und Ticketts im 1. Rang einladen lässt?

Ich fahre offen in den Gulli ein. Liege da. Muss würgen, weil mir dieses Manöver meines Gnoms namens „Es“ so offenkundig wird. Liege immer noch da, kämpfend um Hingabe. Höre nicht auf zu würgen, weil mir zunehmend deutlich wird, dass mein Todestriebgeschehen JETZT nur noch eine Reaktion auf das Todestrieb-Treiben der Gesellschaft ist.
Stehe auf, mühsam, denn das flitzerote Fahrrad hat sich nicht nur im Gulli verhakt, sondern auch in mich verwickelt.
Klopfe mir den Straßenschmutz von Hose, Jacke und das Staunen über den Unfall in die Erinnerung, checke das Fahrrad, steige auf und radle nach Hause in dem pointillistischen Eindruck, etwas begriffen zu haben.

Das Begriffene formiert sich langsam.
Eine der Kassandras sagt: Die Anerkenntnis des Unbewussten gehört in die Mitte der Gesellschaft. (https://www.youtube.com/watch?v=1JWg-dCh1FY, etwa ab Min. 5:02)
Ich stimme dem mit allem, was ich bin und habe, zu.

Und stemme mich mit allem, was ich bin und habe, gegen Euren unbewussten Todeswunsch, der als Todestrieb nun erstmals wirklich droht, die Gattung zu vernichten.

(Das ist übrigens für mich eine bittere Erkenntnis, weil sie meinem Selbstbild zuwider läuft. Aber mir sind bittere Erkenntnisse weitaus wertvoller als alle [Selbst-]Illusionen.)