„Trauer“ – heute habe ich

die in meinem Leben bislang wahrste Beschreibung dieses Seins gelesen.
Quelle: Peter Stamm: Weit über das Land. Roman. Frankfurt am Main, 2016, S. 184:

„Trauer kam ihr vor wie ein Gewässer, in das sie immer wieder fiel. Sie konnte nicht mehr denken, nicht mehr fühlen, nicht mehr atmen, sie löste sich auf in der Schwere des anderen Elements, und auch die Zeit hatte keine Bedeutung mehr, schien nicht mehr zu existieren. […] ihr Geist war wie in einer Kapsel im Körper eingeschlossen, der ohne ihr Zutun weiterfunktionierte. […] Wenn sie wieder auftauchte und alles vorbei war, so unerwartet, wie es begonnen hatte, blieb nur eine stumpfe Erschöpfung zurück.“

(Noch habe ich dieses Buch nicht zu Ende gelesen. Und ich beging den Fehler, es einem Freund zu schenken, als ich gerade die ersten 40 Seiten gelesen hatte – jetzt wünsche mir, dass der Freund nie auf S. 184 gelangt. Denn er wird es ab da wohl für ein larmoyantes Geschenk halten. Und wenn ich beteuerte, weder von dieser Trauerdefinition noch von diesem Tod in diesem Buch etwas gewusst zu haben, als ich es verschenkte, würde ich alles nur schlimmer machen.

Solchen wie mir glaubt man nicht mehr, traut ihnen aber offenbar stets das Böseste zu.)

Wenn ich heute auftauche, bleibt keine stumpfe Erschöpfung mehr zurück, da ist nur noch Sehnsucht. Und mein Körper funktioniert jetzt nach zehn Jahren auch nicht mehr einfach so weiter.
(Lustigerweise ist die Frau im Buch genauso alt, wie ich es damals war. Lustigerweise erwartet auch ihre Umwelt irgendwann, etwa spätestens ein Jahr nach dem Tod, dass sie sich „nach einem neuen Partner umschaute. Als sei es ihre Pflicht, […] zu vergessen und neu anzufangen. […] Niemand schien zu begreifen, dass die Beziehung zu […] für sie nicht zu Ende war, nur weil er nicht mehr da war.“ (a.a.O., S. 188.)
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Nach wie vor gilt JETZT hier bei mir und für mich: Ein letztes Mal sich wehren, und wie immer vergeblich. Gegen diese Verwaltung, die ich alljährlich mitbezahle, und die mir nun den Krieg erklärt hat.
Nach wie vor gilt hier bei mir und für mich: Wenn binnen der nächsten paar Wochen kein Solidaritätssignal kommt – und ich werde ein letztes Mal dafür kämpfen –, dann ist’s genug.

Hier ist Platz für Ihren Kommentar. (Ich werde ihn lesen.)