Aufstellung der Profite aus dem Tod (unter den Bedingungen der Corona-Massenpsychose)

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Am Vorabend des 59. Geburtstages meines Lebensmenschen stelle ich die Profite hier in dieser Liste zusammen, die mir sein und unser Tod eingebracht haben für die Existenz unter den herrschenden Bedingungen der Corona-Massenpsychose (die sich aktuell auch in Kriegsbegeisterung und Russenrassismus manifestiert):

  • Ich habe kaum noch Angst vor irgendetwas, kaum noch vor der schwarzgepolsterten Bullensoldateska, kaum noch vor Verlust und auch kaum noch vor meinem Tod;
  • wenn etwas kaputt geht, wie kürzlich die letzte (vielleicht einzige) Freundschaft {war’s eine?} aus Leben #1 oder das Handy, geht mir das nicht mehr lange nach, denn Freundschaft kann sich immer als Trugschluss erweisen und Dinge sind nur Dinge;
  • zu erleben, wie Menschenwürde nun zerstört worden ist und weiterhin zerstört wird, stellt keine grundstürzlerische Erfahrung für mich mehr dar, weil ich das als individuelles Erlebnis bereits aus der Zeit des Sterbens und des Todes kenne;
  • die aktuellen Kümmernisse der nunmehr wohl chronischen Corona-MassenpsychotikerInnen (Wohnungswasserschaden von oben, Pflegeeinrichtungsmassagen für Vati von unten, et cetera) finden mein Mitgefühl – und meinen Humor;
  • die Tatsache, in einer jetzt vollkommen neuen Welt zu leben, in der es für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, für Meinungsfreiheit und kritisches Denken, für Aufklärung und Widerspruch keine Garant(i)en mehr gibt, und mehr noch: in der die Garantie auf ein Leben ohne Hunger, ohne Obdachlosigkeit und ohne Erfrierungstod hierzulande jetzt auf den Müllhaufen der Geschichte geschmissen wurde von einer Bundesregierung, die von etwa 30 Prozent der Wahlberechtigten gewählt wurde – diese Tatsache schockiert mich kaum noch. Aber sie macht mich kassandrisch zornig;
  • mitanzusehen, wie alle Menschen aus meinem Leben #1 und auch die meisten aus Leben #2 sich bereitwillig in diese neue Welt gefügt haben, frustriert mich kaum noch, nein: Auch das macht mich kassandrisch zornig;
  • das brüllende Schweigen der Mehrheit sich ständig ergießen zu hören über alle Fragen, die gestellt werden müssen, ekelt mich zusehends. Und macht mich kassandrisch zornig.

summa summarum:
Mein Profit aus dem Tod:
Furchtlosigkeit
Augenklarheit
Kassandras Zorn, der mir als ein Erbe quer durch die Zeit zugefallen ist (was ich nicht für Zufall halte).

Vor, unter und hinter dem Löwentor

Zuhaus in dieser Sicht:
weich die Linien,
Sfumato im Vorabendglast
und immer wieder Grüngetüpfel
auf jenem irdenen Grund
– in der Ferne kaum noch ein Blau.
Hier ein Steinreichtum.
Ein Felsensamt

über der ganzen Kuppe:
Rauh und makellos,
kein Knitter, kaum eine Falte
im tonnenschweren Stoffgewoge,
eidechsenwarm und bunt
– unter der Hand fast schon ein Blau.
Hier ein Königsglanz.
Ein Zeitenhauch

in Gesicht und alle Glieder:
angeweht ein Frösteln,
Blicke lösen sich in die Landschaft
und Finger finden zum Haltgenestel
in all diesen Toden
– die eigene Sterblichkeit ein ganzes Blau.
Hier ein Götterzeig
viel zu früh auf Dich.
(© C. Laude)

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