Ich nehme das nicht persönlich.

272 Neues Geschirr
Nö, mach ich nicht! Ich bin ja keine Psychotikerin – die nehmen die ganze Welt persönlich und denken (und fordern), dass sich alles nur um sie drehen würde.
Mir ist heute einfach nur der neue Drucker nach anderthalb Jahren kaputt gegangen. – Jetzt, nachdem ich gestern, am Freitag, tatsächlich auch das alte Geschirr ausgeräumt habe, um dem neuen Platz zu machen.
Denn ja: Ich habe es tatsächlich erworben! Das neue Geschirr. Mein Gesamtlebens Zweites nach dem „Rondo“ von Ikea. (Diesmal allerdings ‚nur‘ für 6, nicht für 8.)

Habe es erworben im Schweiße meines Angesichts:
Zwei Stunden lang in einer Kreuzberger Fabrikhalle habe ich die 14 Teile bei etwa 33 Grad erst zusammengesucht, dann zum Bus, von dort in die U-Bahn und schließlich nach Hause geschleppt, im Geschirrspüler verstaut und danach auf dem Esstisch verteilt – in immer wieder wechselnden Kombinationen (denn: alles passt zusammen und ein jedes sieht doch anders aus!).
Und ich habe mich daran erfreut!

Obwohl ich vermutlich niemals mehr in eine Situation kommen werde, in der ich auch nur vier der sechs Gedecke gleichzeitig auf dem Tisch haben werde, weil keine vier Personen hier mehr gleichzeitig essen werden.

Ich habe mich daran erfreut!
Und ich erfreue mich daran.
Weil ich jetzt – nach all diesen Jahrzehnten in Weiß – immer einen anderen Teller aus dem Set wählen kann: mal den ein wenig mintfarbenen, mal den mit mehr Türkis, mal den dünenfarbigen, mal den, in dem der Atlantik schillert, mal den, der ist wie ein Sandboden unter flachen Meereswellen, oder mal den mit dem Abendhimmel kurz nach Sonnenuntergang nördlich von Lissabon. Und mal in groß und mal in klein – und mal als Schälchen! (Und meinen Salat gibt’s künftig aus einem Sonnenauf- oder einem Schnorchelgang an Felsenküste.)

Und dass heute der nur knapp anderthalb Jahre alte Drucker kaputt gegangen ist, das ist einfach nur ein bedeutungsloser Zufall, keine Bestrafung dafür, dass ich nun Geld für dieses Geschirr ausgegeben habe. Ja! Einfach nur ein Zufall.

~
Und wahrlich: Dieses Geschirr ist schön und macht Spaß!
Mir. Ganz allein mir, ganz ohne Gedeck für zwei, für vier, erst recht ohne „große Tafel“ (von denen es in Leben Nr. 1 – uns jeweils gemäß – nur selten eine gab).

Gestern gab’s Käsebrot auf Sonnenaufgang, heute Mittag extra gesalzene Bauerngurken auf Gischt. Morgen wird vermutlich ein Melonentag auf einer Sandbank sein. Und abends gibt es dann vielleicht eine Caprese in der blauen Grotte.
Alles auf meiner Tafel. Ohne Buchung, ohne Flug, ohne Hotel. Alles einfach auf meiner Tafel.

Und ganz allein für mich. (Und nicht zuletzt durch mich. – Darüber wäre vielleicht mal genauer nachzudenken.)

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