Schlitten fahren

„Zeugnis ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Schlitten fahren – das war ich selten als Kind.
Nicht, dass es damals nicht genug Winter voller Schnee gegeben hätte, die nun ausbleiben (ja: „Klimawandel“ halte ich für eine Lebenswirklichkeit, weil alles Leben auf Wandel basiert; doch dass das menschengemachte CO2 – von den 0,04 Prozent an CO2 in der Atmosphäre sind wiederum nur etwa 3 Prozent menschengemacht – daran „schuld“ sei, das halte ich für eine ideologische Konstruktion von Menschen, die sich und ihresgleichen hassen und ‚bestrafen‘ wollen, anstatt ihre unendliche Kreativität anzuerkennen).
In meiner Kindheit und noch Jugend gab es viele Winter mit Schnee, in dem man hätte Schlitten fahren können, da auf dem kleinen Rodelberg eine Viertelspaziergangsstunde vom Elternhaus entfernt zum Beispiel, ganz zu schweigen von der irgendwann in einen solchen Rodelberg umgewandelten einstigen Mülldeponie, die etwas weiter weg, aber auch viel steiler und länger war.
Gleichwohl war ich dort nur selten.
Ich mochte Rodeln nicht. Ich fand das gefährlich. Und viel zu schnell. Und immer musste ich hinten auf dem Schlitten sitzen und mit mir Schlittenfahren lassen, denn die paar Male, da ich mit einer deutlich größeren Person hinter mir selbst den Schlitten steuern sollte, hatte ich das verkackt.

Nun versucht jemand wieder, mit mir Schlitten zu fahren.
Macht Termine. Sagt sie ab. Will mich am Telefon zutexten.
Jetzt aber bin ich ein witwesker Eisbär.
~ ~ ~

Ob ich zur Beerdigung gehe, habe ich noch nicht entschieden. Falls ich dort bin, erwarte ich jene Person auf einem mit schwarzer Gaze trauerzauberhaft verhängten Schlitten, den vier Rappen ziehen, dort eintreffen und sich die Augen tupfen.
Ich selbst bin derweil einfach nur froh, weil nun diese unselige Familie fast ihr Ende gefunden hat.
Zwei bleiben noch.
Beiden wünsche ich Seelen-Frieden und so manches Glückserleben (in diesen Zeiten, die dafür gar keinen Raum mehr zu bieten scheinen).

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