Unser Abend zum 10. Mal ohne uns

{ geschrieben am 30.12., und es gab weder eine neue Matratze noch eine Flasche Champagner – manchmal ist der Eisbär zart und Schutz.
Und diesmal ohne Bild, weil alles, vor allem der Himmel, so schön bunt hier ist, jetzt da ich das hierher stelle. }

„Unser Abend“ ist vorbei.
Ich schrieb hier letztens, dass ich mich nicht „systematisch“ erinnere.
In diesem Jahr war „unser Abend“ an diesem Abend fast nicht vorhanden.
Er war hier im Witwesk vorhanden, mehrfach, früher. Und vielleicht wird er das wieder sein.
Diesmal war er es im Grunde nicht.

Diesmal war alles flach, fahl, fallend. Gen Grund.
Wie so oft. Und weil alles flach ist, ist der bald erreicht. Das Fallen wiederholt sich dennoch, wieder, wieder. Wenn man fällt, weiß man nicht, wie tief oder flach. Man fällt und obwohl man die Augen weit geöffnet hat, ist es dunkel – so ist Fallen.

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Ich werde allein bleiben,
werde nicht vergessen, wessen Gesellschaft ich einst hatte,
werde traurig bleiben und einer der glücklichsten Menschen gewesen sein.

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Draußen knallt’s. Ich bin schon wieder aus der Zeit geraten, heute ist bereits zwei Tage weiter als ich.
Das letzte gemeinsame Silvester vor zehn Jahren. Damals noch nur mit dem Darmkrebs und der Chemo. Wir ahnten nicht, dass unser Jahrzehnt keine Zukunft hatte. Aber wir hatten eine harte klamme Beklemmung im Leib und in der Seele.

Das Jahrzehnt, das damals begann und das nun beendet ist (so rasch wie ein Zähneknirschen), habe ich fast vollständig allein verbracht.
Ich habe das nicht gewollt, habe damals, was mir möglich war, dafür getan, dass es endet. Eine Anästhesistin, die ich um Rat gefragt hatte, erzählte mir, wie dankbar ihr die von ihr geretteten Suizidanten bis heute seien. Damals musste ich mich fast übergeben. Und schon damals war mir klar, dass sie von denen, denen es nach der „Rettung“ anders ergeht, nichts hört (und auch nichts hören will).

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Das angebrochene Jahrzehnt enthält für mich, wie schon das letzte, drei Optionen:
Ende,
Weitersegeln,
Anfang.

Eine jede kann ich mir gut vorstellen. Und eine jede erscheint mir gut. – Das ist doch mal was Feines!

Hier ist Platz für Ihren Kommentar. (Ich werde ihn lesen.)