Zwischendurch gedacht – und gelacht 2: Witweske rote Fahne!

„Zeugnis-Ablegen bis zum letzten.“ (Victor Klemperer)

Witweske rote Fahne

Ja, tatsächlich: Hüpfendes Zwerchfell war wirklich schon heute, nein: schon wieder gestern bzw. am Wochenende, trotz allen Regens! Wie erwartet, beim Auto-und-Fahrrad-Korso auf dem flitzeroten Fahrrad mit der niegelnagelneuen, noch flitzeroteren als mein Fahrrad Fahne, die ab jetzt nur ganz schlicht rot ist, ohne jedes Symbol und ohne jede Aufschrift irgendwelcher Gruppierungen (gelernt ist gelernt!).
Dieser Korso fährt seit zwei Jahren. Gegen den Corona-Wahnsinn. Nunmehr auch gegen den Kriegswahnsinn. Und gegen den digitalen Kontrollwahnsinn, gegen die Demokratie-Schredderung sowie gegen den woken Totalitarismus. – Kurzum: Dieser Korso fährt FÜR die Wiederkehr der menschlichen Vernunft.

Ich fahre dort auf dem flitzeroten Fahrrad seit einem guten Jahr ab und an mal mit. Die Menschen dort sind in der Mehrheit bürgerlich-rechts. Eine rote Fahne also muss da vorhanden sein. Und ich habe sie. In meinem Herzen, als ich dort meine allererste „Demo-Rede“ hielt, Silvester 2021 in strömendem Regen unter einer Brücke vor der Berlin-Filliale des „Spiegel“ über die Aufdeckungsreportage des „Spiegel“ zum Schweinegrippenskandal von 2018.
Nunmehr habe ich die rote Fahne auch in der Hand. Und am schon immer flitzeroten Fahrrad. Ich entsinne mich an meine erste rote Fahne: 2022 erhielt ich sie, sie trug ein Symbol und einen Schriftzug – und ich lachte doppelt: Mit Mitte 50, und dann noch zum ersten Mal, so ein Ding, tja. Und dann noch mit Symbol und Schriftzug …

Jene rote Fahne mit Symbol und Schriftzug habe ich mittlerweile verschenkt. Und weiß: Nie wieder werde ich Fahnen mit Symbolen und Schriftzügen tragen.
Aber eine schlichtweg rote Fahne habe ich nun erworben, ans flitzerote Fahrrad gebunden und werde sie weiterhin tragen, dann und wann.
Dass die mehrheitlich bürgerlich-rechten Menschen des Auto-und-Fahrrad-Korsos Berlin sie nicht nur dulden, sondern in ihrer Gruppe begrüßen, hat mich Manches gelehrt und freut mich bis heute – danke!

Man hat mir das Pionierlied „Ich trage eine rote Fahne“ zukommen lassen. Mir ist dadurch erst recht klar geworden, dass unzählige Menschen hierzulande mit einer „roten Fahne“ unzählige Dinge verbinden, dass eine „rote Fahne“ ungezählte Assoziationen auslöst, und dass darunter auch ungezählt viele entsetzliche Erinnerungen sind.
Vielleicht, weil ich meine eigenen entsetzlichen Erinnerungen habe, vielleicht deshalb entscheide ich für mich:
Ich trage nun eine rote Fahne.
Denn dass aus Selbstverantwortung Fremdverantwortung entsteht, aus Möglichkeiten Verantwortlichkeiten und aus alle dem erst die Freiheit von und zu, also die Verwirklichung der menschlichen, der humanen Vernunft – das haben (mir) bislang nur die kommunistischen DenkerInnen plausibel gemacht.

Respekt aber habe ich vor allem Denken, wenn es wirkliches Denken ist statt nackter Ideologie, wenn es also 1. kategorisch zweifelt am Bestehenden und den Ergebnissen der eigenen Denkoperationen, 2. die eigenen Denkprozesse offenlegt, und 3. zur Selbstkorrektur im Falle eines erkannten oder nachgewiesenen und eingesehenen Fehlers bereit ist.

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